Wenn, aber, vielleicht – wir bauen uns viele Hintertürchen in unsere Aussagen ein. So bleiben wir zwar flexibel – aber sind auch unverbindlich oder stellen Bedingungen. Unser Leben kann auch mit mehr Verbindlichkeit funktionieren – und dann bewegt sich etwas:
„In der Mittagspause könnte ich mal raus gehen, an die frische Luft – aber mal schauen, ob die Sonne dann noch scheint.“
„Heute ist Omas Geburtstag. Ich würde mich ja auf den Besuch bei ihr freuen, wenn sie nur nicht immer so viel von früher erzählen würde.“
Kannst du dir sparen...
Diese beiden Aussagen könnte man sich eigentlich auch sparen, oder? Denn beide werden in einem Nebensatz direkt wieder revidiert – durch die Wörtchen „wenn“ und „aber“. Wie schnell das geht. Wir sagen etwas und ruckzuck hat sich ein „wenn oder aber“ dazwischen gemogelt. Unsere Aussage wird unverbindlich. Für uns ist das einfach, denn dann müssen wir uns nicht festlegen, haben noch alle Optionen offen. Schließlich könnte sich ja später noch was viel besseres ergeben und die Alternativen möchten wir uns ungern verbauen.
Verbindlichkeit bewegt
Eine Zusage ohne wenn und aber. Manchmal echt schwierig. Aber fühlt es sich nicht auch unglaublich gut an, wenn man jemanden trifft, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann? Der verbindlich und zuverlässig ist? Jesus war so ein Mensch. Er hat keine unverbindlichen Aussagen gemacht. Als er den blinden Bartimäus geheilt hat zum Beispiel, sagte er nicht: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen – aber nur wenn du ab heute jeden Tag drei Mal in der Synagoge betest.“ Nein, er hat einfach nur gesagt: „Geh, dein Glaube hat dir geholfen“. Punkt. Aus. Keine Bedingung, keine Einschränkung. Auch bei der Berufung der ersten Jünger stand kein „wenn oder aber“ zur Diskussion. Jesus sagte einfach zu ihnen: „Folgt mir: Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ob Simon, Andreas, Jakobus und Johannes ihm gefolgt wären, wenn Jesus eine Bedingung gestellt hätte? Vielleicht etwa so: „Folgt mir! Und wenn ihr immer schön gehorsam seid, dann mache ich euch zu Menschenfischern.“ Nein. Keine Spur von einem „vielleicht“, einem „wenn – dann“ oder „mal sehen“. Gott handelt bedingungslos – ohne „wenn und aber“.
Verbindlichkeit ist machbar
Auch die Heiligen, die besondere Vorbilder für ein Leben im Dienste Gottes sind, kannten „wenn und aber“ nicht. Mutter Teresa zum Beispiel, hat sich bedingungslos um die Armen gekümmert – auch wenn das sicher oft eine Überwindung war. Die hygienischen Zustände in den Armenvierteln Kalkuttas waren eine Katastrophe – Mutter Teresa hat es trotzdem getan, ohne „wenn und aber“. Es geht sogar noch eine Nummer krasser: Die Selige Chiara Badano hat selbst nach der Diagnose einer tödlichen Krankheit im Jugendalter nicht an Gott gezweifelt. Vielmehr war die Zeit ihrer Krankheit von einer tiefen und innigen Beziehung zu Jesus geprägt. Sie sagte voller Überzeugung: „Ich werde nicht mehr gesund; das weiß ich. Jetzt geht es darum, den Willen Gottes zu tun. Auch wenn es nichts Gesundes mehr in mir gibt, so habe ich noch das Herz, mit dem ich immer lieben kann.“
Auch wir können verbindlich leben
Verbindlichkeit im Leben zu zeigen, ist machbar. Und es muss auch nicht immer gleich so radikal sein. Paare zum Beispiel, die heiraten möchten, treffen auch eine verbindliche Entscheidung. Und wer zum Priester geweiht wird, wählt einen Weg ohne „wenn und aber“. Damit wir im Alltag quasi nicht aus der Übung kommen, hält das Kirchenjahr für uns Christen verschiedene verbindliche Zeiten bereit, in denen es mal so richtig ans Eingemachte geht.
Die Fastenzeit ist eine solche Zeit für uns Christen. In dieser Zeit haben wir die Chance, uns einmal ganz bewusst auf den Kern des christlichen Glaubens zu konzentrieren. Ohne Ausreden, ohne Hintertürchen, ohne „Ausstiegsklausel“.
Die Arsch-Hoch-Challenge des Tages
Heute gibt es kein „wenn und aber“. Achten wir heute einfach mal darauf, wie oft wir ein „wenn“ oder „aber“ in unsere Sätze einbauen. Und fragen wir uns: Wieso baue ich mir grad ein Hintertürchen ein? Wie würde mein Satz eigentlich lauten, wenn ich das „wenn“ oder „aber“ weglasse? Wäre das so schlimm?
In der Mittagspause gehe ich eine Runde an die Frische Luft. Danach fahre ich zu Omas Geburtstag. Darauf freue ich mich.
Raus aus den Federn, rein in die Challenge – ist ja schließlich Fastenzeit.