Viele empfinden ihren Alltag als gehetzt. Wer sich dauernd unter Druck setzt, von Termin zu Termin, von Aufgabe zu Aufgabe hetzt, gefährdet nicht nur seine Gesundheit, er wird vielen Situationen und Aufgaben auch nicht mehr gerecht. Zeiten der Ruhe und der Muße sind deshalb kein Luxus, sondern schlicht und einfach notwendig. Heute fordern wir dich zur Muße heraus!
Überraschung in der U-Bahn in Wien. Vor einem Jahr sagten die Verkehrsbetrieb es gäbe von nun an Smartphone-Spuren auf den Bahnsteigen. Sie seien nötig geworden, weil viele Fahrgäste ihre Augen auch beim Umsteigen nicht vom Handy lösen könnten.
Ein gelungener Aprilscherz in Wien, der allerdings einen wahren Kern hat. Manche Zeitgenossen können ihren Blick wirklich nicht vom Smartphone lösen. Sie glauben immer erreichbar und immer auf dem neusten Stand sein zu müssen. Das macht Stress und dass das nicht gesund sein kann, ist einleuchtend. Immer mehr, immer schneller, immer intensiver.
Zweckfreie Zeit ist kein Luxus
Wo sind da noch Zeit für Muße? In der Antike galt der Mensch etwas, der Muße hatte, also Zeit für Gespräche, für Kunst und für Musik. Wer frei genug war einfach mal über eine philosophische Frage nachzudenken oder ein Gedicht zu schreiben, der hatte es geschafft. Heute gilt der etwas, der mit zwei Telefonen gleichzeitig hantiert, und auch sonst Multi-Tasking beherrscht.
Die meisten Menschen spüren sogar, dass ihrem Leben Gelassenheit und zweckfreie Zeit guttun würden, warum lassen sie sich aber dann so hetzen und die Muße stehlen? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Ratgeber für Zeitmanagement weisen gerne darauf hin, dass es sich um unser persönliches Problem handelt. Die Lösung sei ganz einfach: besseres Planen, Prioritäten zu setzten, Aufgaben delegieren und auch mal Nein sagen. Nur, an wen soll man Aufgaben abgeben, wenn alle unter Stress stehen? Hinzu kommt, wer von lauter Gestressten umgeben ist, wird kaum entspannt den Tag genießen können.
Auch wer seine sicher viel zu kurze freie Zeit nur als Zeit für Wellnessprogramme und Fitness versteht, macht sie zum Sklaven der Nützlichkeit. Freizeit dient dann nur dem Zweck, die ermüdete Schaffenskraft zu erneuern.
Wirkliche Muße geht anders: Man kommt zu sich selbst, denkt nach über Gott und die Welt, genießt die Natur, liest ein Buch oder geht spazieren. Wie wichtig das ist, wusste schon die Bibel und formuliert es als drittes der Zehn Gebote: „Halte den Sabbat: Halte ihn heilig… Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht.“ (Dtn 5, 12-15).
Leerlauf im Kopf
Ein gewisser Leerlauf im Kopf tut gut. Manch einer, der beruflich viel eingebunden ist und auch ansonsten sehr aktiv sein Leben gestaltet, begeht den Fehler, Wochenenden und Urlaubstage zu überladen. An ihnen soll all das nachgeholt werden, wozu man im Alltag keine Zeit hat: Familie, Beziehung, Musik, Sport, Konzerte. Aber, wer auch seine Freizeit unter Erwartungsdruck stellt, wird nie zur Ruhe kommen.
Wir müssen uns in unserem Inneren verändern. Einen guten Rat dazu gibt uns ein einfacher Satz aus dem alttestamentlichen Buch Kohelet: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit“ (Koh 3,1).
Wer etwas tut, sollte es ganz tun. Wer telefoniert, soll sich auf den Gesprächspartner konzentrieren und nicht gleichzeitig am PC arbeiten. Wer ein Buch liest oder einen Brief schreibt nicht gleichzeitig Radio hören, beim gemeinsamen Abendessen mit dem Partner nicht immer aufs Smartphone schauen.
Arsch-Hoch-Challenge des Tages
Tu das, was du heute tust sehr bewusst und gelassen. Gönne dir bei allem Stress und aller Hektik, des Tages, eine zweckfreie Zeit der Muße, und wenn es nur eine Viertelstunde ist.
Also, raus aus den Federn und rein in die Challenge – ist ja schließlich Fastenzeit!
Autor: Christoph Heinemann OMI
Sprecherin: Christina Wilkes