Für Jesus unterwegs sein. Für die ersten Jünger hieß das: Ins Risiko gehen. Das hieß aber auch: sich gemeinsam beschenken lassen.
Bist Du schon einmal ohne Gepäck auf Reise gegangen? Also wirklich ohne Gepäck: kein Koffer, kein Rucksack, nicht einmal eine kleine Tasche. Ich nämlich nicht und höchstwahrscheinlich bin ich nicht der einzige. Ich persönlich würde mich zugegebener Maßen auch schwer tun. Ein bisschen Geld und ein Hemd zum Wechseln sind selbst auf der kleinsten Reise angebracht.
Im sechsten Kapitel des Markusevangeliums hören wir aber genau das: Jesus schickt seine Jünger auf Mission, ohne jegliches Gepäck. Außer einem Wanderstab sollen sie nichts mit auf den Weg mitnehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen“ (vgl. Mk 6, 8-9).
Losziehen, um beschenkt zu werden
Warum eine solche Aktion? Um das Vertrauen auf Gottes Vorsehung zu vermehren? Um durch Armut Zeugnis zu geben? Um auf die Hilfe und das Wohlwollen anderer angewiesen zu sein? Wahrscheinlich trifft das alles irgendwie zu. Jesus ruft seine Jünger auf, sich ganz der Aussendung hinzugeben, möglichst sorglos und durch nichts abgelenkt zu sein. Bestimmt möchte er seine Jünger aber auch erfahren lassen, dass sie selbst reich beschenkt werden, wenn sie ihren Auftrag erfüllen.
Jesus hat seine Jünger ganz offensichtlich nicht dazu gerufen, dass sie ihm einfach nur hinterherlaufen oder den ganzen Tag zu seinen Füßen sitzen, um seinen Lehren zu lauschen. Selbstverständlich hat Jesus seine Jünger gelehrt und ihnen vom Reich Gottes erzählt. Aber ganz schnell wollte er auch die Jünger selbst zu Protagonisten machen. Und so schickte er sie in die Dörfer der Umgebung. Schon nach kurzer Zeit ist das Vertrauen Jesu in seine Jünger so groß, dass er möchte, dass sie sich einige Zeit ohne ihn auf den Weg machen, um das weiter zu geben, was sie von ihm gelernt haben.
Losziehen, aber nicht allein
Nun stimmt es natürlich nicht, dass die Jünger gar nichts mitnehmen dürfen. Einen Wanderstab sollen sie mitnehmen, denn Jesus weiß, dass der Weg nicht immer einfach sein wird. Aber da ist noch etwas viel wichtigeres: Die Jünger sollen nicht allein gehen. Jeder soll einen Gefährten haben, eine Stütze, die Jesus für unentbehrlich hält. Vielleicht hätte er seine Jünger ohne den Wanderstab aussenden können, aber sicher nicht ohne einen Gefährten.
Jesus sendet sie zu zweit aus: Niemand kann und darf sich alleine auf die Reise machen. Wichtiger als ein zweites Hemd, ein zweites Paar Schuhe und ein bisschen Geld, ja sogar wichtiger als Verpflegung ist die Gemeinschaft. Christ sein kann man nicht allein. Und so kann man sich auch nicht allein auf den Weg machen, um von Jesus zu erzählen.
Traust du dich noch, loszuziehen?
Vielleicht erscheint manchem heutzutage nicht nur diese konkrete Art, sich auf den Weg zu machen, unpassend, sondern auch die Tatsache an sich, dass Christen sich bemühen, ihre Mitmenschen von ihrem Glauben zu überzeugen. Manch einer hält Mission für eine Art unpassende Werbekampagne. Andere sagen, dass man niemandem seine persönlichen Überzeugungen aufzwingen darf. Und wieder anderen ist es vielleicht einfach unangenehm, über den eigenen Glauben zu sprechen.
Für die Kirche gehört das missionarische Wirken allerdings zu ihrem Wesen. Nicht, weil die Jünger nach Jesu Auferstehung sich überlegt haben, dass man die Geschichte Jesu nun erzählen müsse, sondern vielmehr, weil Jesus selbst sie dazu aufforderte.
Auch heute heißt Jünger Jesu sein nicht, die ganze Zeit tatenlos zu Jesu Füßen zu sitzen. Auch heute fordert uns Jesus heraus, aber vor allem sendet Er uns aus.
Losziehen, Zuhören, dabei sein
Und um von Jesus zu erzählen braucht es kein Theologiestudium oder eine abgeschlossene Glaubens-Ausbildung, denn die hatten die ersten Jünger auch nicht. Jesus schickt seine Leute einfach los: die Erfahrung lehrt sie, genauso wie das Bei-ihm-sein und das Ihm-zu-hören.
Vielleicht ist es nicht unsere Berufung zu zweit von einem Dorf zum anderen zu ziehen und von Jesus zu erzählen. Aber sicher ist es unser aller Aufgabe, von Jesus zu erzählen und das weiterzugeben, was uns geschenkt worden ist. Jesus fordert uns dazu auf. Aber er lässt uns nicht allein. Die Erfahrung aller Missionare ist, dass, wer sich verschenkt, am Ende selbst reich beschenkt wird.
P. Patrick Vey OMI