Wollt auch ihr gehen?

Es ist eine Zeit der Krise. Das fordert uns heraus. Und in dieser Herausforderung zeigt sich: Auf wen setze ich mein Vertrauen.

Coronavirus, die weltweite Krise, die sich daraus entwickelt hat, Hunger und Kriege: Die Welt kommt nicht zur Ruhe. Und irgendwie hat man den Eindruck: Auch wenn wir jetzt wieder Schritte hin zu mehr Normalität gehen, ganz so wie früher wird die Welt nicht mehr sein. Und in der Kirche sieht es krisenmäßig ja fast noch schlimmer aus: Missbrauchsfälle und ihre Aufarbeitung die – so hat man den Eindruck – fast noch zur Vergrößerung der Krise führt, Diskussionen über Homosexualität und andere kontroverse Themen,etc.

Das sind Krisen. Aber vielleicht auch die Gelegenheit, mich erneut fragen zu lassen: Wonach richte ich meinen Lebensweg aus? Was gibt mir Hoffnung, Sinn und Ziel? Was ist der Norden meines inneren Kompasses?

Krisen sind wie Weggabelungen; Momente in denen es nicht mehr so weitergehen kann wie bisher, sondern in denen eine Entscheidung getroffen werden muss: Wohin will ich gehen und welcher Weg führt mich dorthin?

Mitschwimmen geht nicht mehr

Vor so einer Weggabelung sehen sich auch die Jünger im Evangelium. Nach den ersten Wundern, mit denen er das Volk begeisterte, hatte Jesus etwas getan mit dem sie nicht gerechnet hatten: er sei das Brot des Lebens, hatte er gesagt, und: das Heil, das ewige Leben hänge vom Glauben an ihn ab. Entrüstet über solche Gotteslästerung hatten sich daraufhin die Massen abgewendet.

Für die Jünger kann es nicht mehr so weitergehen wie bisher: Bislang konnten sie einfach mit einem Meister mitlaufen, der heilt, Wunder tut, toll predigt und das Volk begeistert. Sie konnten in der Masse der Verehrer Jesu mitschwimmen. Jetzt nicht mehr. Sie müssen ihre Entscheidung treffen: mit der Menge laufen und damit von Jesus weggehen oder gegen den Strom schwimmen – was deutlich mehr Kraft kostet. Und Jesus ist deutlich: wenn euch schon das, was ich jetzt gesagt habe, verunsichert, wartet ab, da kommt noch viel mehr! Und in der Tat: am Kreuz werden schließlich (fast) alle Anstoß an ihm nehmen. Der Messias am Kreuz, nein, das geht nicht!

Jesus fragt: „Wollt auch ihr weggehen?“ Entscheidet euch.

Entscheidungen treffen

Und wie damals die Jünger, so heute auch ich: Jesus dreht sich zu mir um, schaut mir in die Augen und in diesem Blick erkenne ich ihn, der mir im Laufe der letzten Jahren vertraut geworden ist, erkenne ich all das, was wir zusammen erlebt haben, was er mir geschenkt hat, all die Momente, in denen ich wusste: es ist der Herr.

Aber gleichzeitig sehe ich die Krise, das Leid so vieler Menschen und das lässt mich fragen: Gott, warum machst du nichts? Ich sehe die Situation der Kirche, seiner Kirche, mit all dem Bösen was geschehen ist. Sehe die Diskussionen, immer um dieselben Themen, die sich irgendwie im Kreise drehen. Höre all die Menschen, viele davon Freunde von mir, die sagen: „Das ist unerträglich. Wer kann das anhören?“

Und Jesus fragt mich „“willst auch du weggehen?“ Du kannst nicht mehr so weitermachen wie bisher, im Strom der Masse mitschwimmen heißt, von mir wegschwimmen. Du musst eine Entscheidung treffen. Wonach willst du deinen Weg ausrichten?“

Vorbild Petrus

Kann ich, wie Petrus, seinen Blick erwidern und sagen: „Zu dir! Denn “du hast Worte ewigen Lebens“?“ Jesus, du bist es, der mir Leben schenkt. Es gibt vieles, was ich nicht verstehe, manches was ich nicht gut finde und einiges, was mich zweifeln lässt. Aber trotz allem, das einzige, was meinem Leben Sinn geben kann, bist du. Es kommt nicht darauf an, was ich, in meiner menschlich beschränkten Sicht, als gut und schlecht einschätze, sondern es kommt darauf an, dass ich dir vertraue. Du bist mein Herr und der Heilige Gottes, bist Gott selbst. Ich kann dir vertrauen, dass du aus allem, auch aus allen Krisen, aus all dem schrecklichen, Wege des Heils machen kannst.

Theresa Rautenberg

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