Maria trifft ihre Verwandte Elisabeth. Es ist eine von vielen besonderen Begegnungen, die in der Bibel beschrieben sind. Besondere Begegnungen gibt es auch für uns, im Alltag.
In den letzten Monaten bin ich vielen Menschen sehr bewusst begegnet. Im Sommer habe ich mich von den Menschen an meiner bisherigen Stelle in Fulda verabschiedet. Da gab es nicht nur den großen Abschiedsgottesdienst, sondern auch viele Treffen in unterschiedlichen Gruppen und Teams und auch eine ganze Reihe Begegnungen mit Einzelnen – immer mit dem Blick darauf, nochmal etwas Zeit miteinander zu verbringen und einander Danke zu sagen für gemeinsame Zeit und Aktionen.
Abschiede sind auch Anfänge
Anfang September bin ich dann an dem Ort angekommen, an dem nun in der kommenden Zeit mein Leben seinen Mittelpunkt hat: im Ruhrgebiet, genauer gesagt, in Essen. Viele Menschen durfte ich hier schon kennen lernen. Auch hier gab es viele Begegnungen und Treffen in ganz unterschiedlichen Gruppen und bei verschiedenen Gelegenheiten. Immer ging es darum, sich einander vorzustellen, einen Eindruck voneinander zu bekommen, sich ein Bild davon zu machen, mit wem man es hier zu tun hat. Vor wenigen Tagen wurde hier unser neues Oblatenkloster feierlich eingeweiht und auch im Rahmen dieser Feier gab es viele spannende Begegnungen.
Ich bin für jede dieser Begegnungen dankbar. Für die, die unter dem Zeichen des Abschieds standen, weil es Gelegenheiten waren, Wertschätzung füreinander auszudrücken und einander etwas mitzugeben. Auch wenn mir so ein Abschied nicht leicht fällt, kann ich doch sagen, dass ich große Dankbarkeit spüre für diejenigen, mit denen ich in den letzten Jahren in Fulda und Umgebung zu tun hatte. Dankbar bin ich auch für die Begegnungen am neuen Wirkungsort in Essen. Es ist einfach spannend, neue Menschen kennen zu lernen, andere Perspektiven zu sehen und zu hören zu bekommen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen.
Auch der Alltag kann besonders sein
Und dann gab es während der ganzen Zeit natürlich auch die Begegnungen des Alltags, die in keine dieser beiden Kategorien fallen. Und die Begegnungen mit Menschen, die ich schon kenne, von denen ich mich aber nicht verabschiede, weil sie zu meiner Gemeinschaft, meiner Familie, meinem Freundeskreis gehören und ich weiß, dass der Kontakt bleibt. Auch für diese Begegnungen bin ich dankbar, weil mir in diesen Begegnungen immer wieder etwas geschenkt wird – ich mache es mir wahrscheinlich nur nicht sonderlich oft bewusst, nehme es manchmal als zu selbstverständlich hin oder sehe nicht, was in diesen Momenten an Kostbarem liegt.
Elisabeth spürt die Besonderheit
Das Lukasevangelium berichtet von einer besonderen Begegnung. Maria besucht ihre Verwandte Elisabeth – und noch bevor mehr passiert ist als die Begrüßung, spürt Elisabeth schon, dass hier etwas besonderes geschieht. Sie nimmt den Augenblick nicht als selbstverständlich hin, sondern sie erlebt eine große innere Freude. Jesus ist noch nicht geboren, aber gemeinsam mit seiner schwangeren Mutter da. Und Elisabeth spürt das und hält mit ihrer Freude nicht hinterm Berg, sondern es sprudelt geradezu aus ihr heraus.
Begegnungen sind wertvoll, in Momenten des Abschieds und des Neubeginns, aber eben auch im Alltag. Versuch doch in dieser Woche mal bewusst auf die Begegnungen zu achten. Diejenigen zu besonderen Gelegenheiten genauso wie die alltäglichen. Diejenigen mit bisher unbekannten Menschen genauso wie diejenigen mit den engen Vertrauten. Und wenn du merkst, dass eine Begegnung dir etwas schenkt, ob Freude, Mut, Hoffnung oder etwas ganz anderes – dann behalt es nicht für dich, sondern sprich es aus und zeige es. Der Moment wird umso kostbarer.
Autor und Sprecher: P. Jens Watteroth