Es scheint klar: Du bist deine Ergebnisse! Was du leistest, macht dich aus. Auch Jesus lobt im Weinberggleichnis den Umsetzer. Er ist der Gerechte. Oder kommt es doch auf etwas anderes an?
Wer schon einmal ein Seminar auf dem Feld der Persönlichkeitsentwicklung besucht hat, der hat sicherlich schon einmal vom dortigen Trainer den Satz gehört: Du bist deine Ergebnisse!
Das klingt logisch. Wer Sport treibt, bleibt eher schlank, wer viel und falsch ist, wird dick. Wer sich beruflich reinhängt und abliefert, der steigt in der Karriereleiter auf, wer alles schleifen lässt, kommt nicht voran.
Gerecht durch Werke
Scheinbar stimmt Jesus diesem Satz zu. Im Evangelium bringt er ein Weinberggleichnis. Ein Mann hat zwei Söhne: Beide spricht er an, sie sollen in den Weinberg gehen. Der erste Sohn verweigert sich, geht aber dann doch. Der zweite stimmt zunächst zu, er geht aber nicht. Den ersten Sohn nennt Jesus gerecht. Es kommt ihm also auf die Tat an. Nicht darauf, was die Söhne dem Vater sagen, sondern das, was sie am Ende tun, ist relevant. Also gilt auch hier: Du bist deine Ergebnisse?
Nur der Glaube zählt
Dagegen spricht die Deutung, die Jesus dem Gleichnis selbst gibt. Der erste Sohn, der am Ende geht, steht für die Zöllner und Prostituierten. Sie haben trotz ihres Lebenswandels, der von der jüdischen Gesellschaft abgelehnt wurde, Johannes dem Täufer geglaubt. Das macht sie gerecht. Die Ältesten dagegen werden verworfen. Sie haben sich formal an das Gesetz der Tora gehalten, aber Johannes nicht geglaubt. Bist du also, was du glaubst?
Auf die Umkehr kommt es an
Die Pointe in der Geschichte Jesu ist etwas anders. Der entscheidende Punkt ist die Umkehr. Die Adressaten des Gleichnisses sind in der historischen Situation die Ältesten. Sie kritisieren Jesus, weil er die Menge lehrt, fragen nach seiner Vollmacht. Mit diesem Gleichnis ruft er sie zur Umkehr auf. Sie folgen zwar den Geboten der Tora. Doch nur formal. Sie kehren nicht im Inneren zu Gott um. Doch das ist aber für Jesus entscheidend.
Es ist die Geschichte Israels im alten Testament. Ein Volk, dass immer wieder die Gebote seines Gottes verletzt. Doch der hält seinem Volk die Treue. Er fordert es immer wieder auf, umzukehren und nimmt es immer wieder auf. Seinen Bund kündigt Gott nie auf. Das findet sich auch im Gleichnis. Denn der erste Sohn kann nur in den Weinberg, weil der für ihn geöffnet bleibt.
Allein oder gemeinsam
Kehren wir in das Seminar über Persönlichkeitsentwicklung zurück. Denn auch unser Trainer kennt die Umkehr. Ergebnisse erzielt nur, so sein Vortrag, wer Verantwortung übernimmt, also auch sie Konsequenzen seiner Fehler trägt und sie korrigiert. Doch der Betroffene bleibt dabei allein. Wenn er nicht rechtzeitig Verantwortung übernimmt, folgt die brutale Konsequenz, der mangelnde Erfolg, die ausbleibenden Ergebnisse.
Für den Christ hat Verantwortung einen dialogischen Charakter. Gott ist gnädig. Er kommt den Menschen immer wieder entgegen, hält ihnen den Weinberg in seiner Treue offen. So kann das Kind Gottes, bei allen Fehlern, immer wieder zu ihm zurückkehren. Damit nehmen die Menschen Teil an der Bundestreue Gottes. So kann man sagen: Als Kind Gottes bist du deine Umkehr.
Autor: Maximilian Röll
Sprecherin: Christina Wilkes