Er ist da und nervt: Der Beifahrer, der alles weiß und jeden Fehler benennt. Natürlich, er meinte es gut. Er will nur, dass ich vorrausschauend fahre… Und solche Leute gab es schon im Alten Testament…
„Fahr nicht so dicht auf!“ – „Hier ist 50!“ – „Da vorn ist rot!“ – Jaa, Beifahrer können nervig sein! Ich hab den Führerschein doch nicht im Lotto gewonnen. In der Fahrschule habe ich vorausschauendes Fahren gelernt. Muss ich mir denn jedes Mal unter die Nase reiben lassen, wenn es mal nicht ganz so geklappt hat?
Nervige Beifahrer im Alten Testament
Nervige Beifahrer – das waren auch die Propheten im Alten Testament. Jesaja zum Beispiel. Der sagt: Lebt doch ein bisschen vorausschauend! Euch interessiert nur die nächste Magenfüllung und ein paar Stunden später bekommt ihr doch wieder Hunger. Warum bezahlt ihr mit Geld, was euch nicht nährt, und mit dem Lohn eurer Mühen, was euch nicht satt macht? (Jes 55,2)
Und was macht richtig satt, also endgültig satt? Es gibt so viele Dinge im Leben, die schnell einen Kick geben, die schnellen Spaß bringen oder Bedürfnisse für eine gewisse Zeit befriedigen. Manche davon sind gefährlich oder schaden sogar. Und wir wissen das. Trotzdem wenden wir dafür Zeit, Geld und Mühen auf. Da ist der am Computer verzockte Nachmittag. Im Nachhinein hinterlässt er eine Leere und das Gefühl, Zeit unwiederbringlich verloren zu haben. Da ist die Schokolade, die ich mir reingestopft habe, die hastig inhalierte Zigarette, das wohlverdiente Schlückchen am Abend, das schlüpfrige Filmchen zum Stressabbau. Einen Moment scheint das zu trösten – die Einsamkeit kann es aber nicht wirklich beseitigen. Da ist die riskante Fahrweise. Für ein paar Sekunden war ich Michael Schumacher und habe sogar 5 Sekunden Reisezeit gespart. In der Formel 1 sind das Welten! Auf der Landstraße riskiere ich damit Menschenleben!
Nur für den Kick, für den Augenblick?
Und das für den kurzfristigen Kick – doch noch pünktlich geschafft und mal alles aus dem Auto rausgeholt! Und langfristig?
Beruflich etabliert, mit der Familie ein Haus gebaut, die Kinder optimal gefördert – alle Türen stehen offen. Und jetzt? Sind wir jetzt satt?
Was ist, wenn wir merken, dass uns die Karriere von Familie und Freunden entfernt hat? Wenn wir feststellen, dass das Haus ohne die ausgezogenen Kinder viel zu groß ist? Wenn die undankbaren Kinder die optimalen Voraussetzungen nicht nutzen und eigene Wege gehen?
Sind wir dann satt?
Jesus machte in seinem Leben viele Menschen satt – einmal waren es 5.000 auf einmal. Er gab ihnen Brot und Fische, in einer anderen Geschichte sorgte er für genügend Wein. Für die Menschen war das spektakulär. Für Jesus waren es nur Zeichen, denn er meint: nicht nur vom Brot lebt der Mensch, sondern von jedem Wort aus Gottes Mund (vgl. Mt 4,4b). Was Jesus den Menschen vor allem gab, war der Glaube, seine Liebe. Sie macht uns wirklich satt – langfristig.
Die Frage ist also: Was wollen wir haben, um satt zu werden? Wollen wir kurzfristige Linderung? Einen Kick, der das Magengrummeln verstummen lässt? Oder wollen wir die Liebe Christi, von der uns nichts trennen kann, keine Macht der Welt, weder Tod noch Leben? Diese Liebe, die ewig Bestand hat, die nie aufhört, auf die wir uns mehr verlassen können, als auf alles andere?
Eine Challenge:
Lasst uns mal diese Challenge versuchen: Sprich regelmäßig mit Jesus wie mit einem Freund, ganz normal, mit deinen Worten. Und wenn er dich nervt mit seinen Ansprüchen, wie so ein lästiger Beifahrer, dann raunz ihn doch einfach an, wie sonst im Auto deine Beifahrer! Ihm macht es nichts aus. Aber Du wirst nachdenklich.
Autor und Sprecher: Norbert Wilczek