Einfach mal machen lassen

Jeder Tag ist ein Kampf. Anstrengung, Power, Einsatz. Damit du was wirst. Noch immer ist das eine geläufige Philosophie. Die Kirche stellt mit Pfingsten ein anderes Modell vor.

Heute feiert die Kirche das Fest vom „Einfach mal machen lassen“ – oder auch Pfingsten genannt. Pfingsten bedeutet nichts anderes, als den Heiligen Geist einfach machen zu lassen. Dabei geht es nicht um ein stures Abtreten von Aufgaben an andere. Im Evangelium und der Apostelgeschichte liest sich das so: Nach der Auferstehung Jesu scheint im Leben der Apostel und Jünger erstmal nicht viel zu passieren. Ok, da ist eine riesige Freude und wahnsinnige Überraschung, dass der am Kreuz gestorbene Jesus wieder leibhaftig vor ihnen steht, aber trotzdem hört man nach diesem Ereignis nichts Ungewöhnliches von den Jüngern. Die gehen einfach weiter ihren Berufen nach, und ab und zu scheinen sie sich dann auch zu treffen, sich auszutauschen und zu beten. Auch nachdem Jesus ihnen einen ganz klaren Auftrag gegeben hat: „Geht in die ganze Welt und tauft alle“, geschieht – nichts. Die Apostel sind weiterhin in Jerusalem und warten.

Und während sie warten passiert es: Mit Brausen und Dröhnen erfüllt der Heilige Geist den Raum, in dem die Apostel sind, und sie fangen an in fremden Sprachen zu reden – das ist ja an sich schon recht ungewöhnlich – aber noch ungewöhnlicher ist der Mut, den die Apostel auf einmal haben. Sie trauen sich, rauszugehen, altes zu verlassen, und neues zu wagen. Die Zeit des Wartens und Alltag-weiterlaufen-lassens ist vorbei. Jetzt beginnt für die Apostel die Zeit, den Heiligen Geist machen zu lassen.

Dieser Heilige Geist – das ist immer so ein bisschen schwer vorstellbar, wer das ist. Da kommt vielleicht noch das Bild von der Taube in den Sinn, und das der ja auch irgendwie zu Gott dazugehört. Aber einfacher, als zu erkennen wer er ist, kann man ihn eben an dem erkennen, was er tut. Die Liturgie vom heutigen Pfingstfest hat dazu eines der schönsten Gebete hervorgebracht, die Pfingstsequenz. Sie beschreibt das, was wir vom Heiligen Geist erwarten können, und was er in unserem Leben tut:

Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.

Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.

Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not,

in der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.

Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.

Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.

Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.

Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.

Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit.

Der Heilige Geist ist der, der einfach macht. Aber er macht nichts allein. Wie er nach Ostern angefangen hat, durch die Apostel zu wirken, ihnen Mut zum Aufbruch gegeben hat, so will er auch in und durch uns einfach machen. Lassen wir ihn! Denn er macht alles gut.

Text und Ton: Christian Orth

 

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