Ene mene mu – und raus bist Du!

Ausgrenzung und Mobbing folgen keiner Logik. Sie sind willkürlich, können jeden treffen und fangen oft ganz klein an. Das Schicksal ist nicht fair – aber wir Menschen können es sein!

 

Ene mene miste, was rappelt in der Kiste, ene mene mu, und raus bist du!

Abzählreime sind unheimlich praktisch. Mehr oder weniger zufällig bestimmen Kinder beim Spielen so, wer als Erster anfangen darf oder muss. Es kann jeden treffen. Eine faire Sache!

Ausgrenzung kann auch jeden treffen. Die Anlässe für Mobbing sind völlig willkürlich. Nur ist Mobbing alles andere als fair.

Verhindert werden kann es nur, wenn sich die gesamte Gruppe bewusst für eine Kultur entscheidet, die nicht ausgrenzen will. Außenseiter werden dann unterstützt. Und die, die ausgrenzen, werden auf ihre Fehler aufmerksam gemacht – allerdings ohne sie selbst abzustempeln. Denn auch zum Täter kann jeder werden. Der Anfang ist schnell gemacht: Ein bisschen Lästern, ein mitleidiges Lächeln, ein schadenfrohes Grinsen verpesten das Betriebsklima. Menschen können so ins Abseits geraten, ohne dass das irgendeiner wollte. Es entwickelt sich. Es entwickelt sich, wenn man nicht bewusst gegensteuert.

Das Schicksal ist nicht fair

Nicht immer sind Menschen die direkte Ursache für Ausgrenzung. Niemand kann etwas für Krankheiten, Behinderungen, wenig ausgeprägte Intelligenz, psychische Störungen, für das Lebensalter, für den Geburtsort, den ethnischen Hintergrund, für die eigenen Eltern und Verwandten, für Notlagen durch Klima- und Umweltkatastrophen, für die Kultur, in die man hineingeboren wird. Mehr oder weniger zufällig werden Menschen vom Schicksal getroffen. Das Schicksal ist nicht fair!

Aber wir Menschen können es sein. Jesus zeigt uns, wie es geht. Im Markusevangelium sind zwei Heilungserzählungen miteinander verknüpft. Ein 12-jähriges Mädchen, das eigentlich schon tot ist, und eine chronisch kranke Frau werden von ihm geheilt – aber nicht nur körperlich. Die körperliche Heilung ist nur eine Seite. Wirklich „heil“ sind die beiden erst mit der Integration in die Gesellschaft. Die Frau galt als unrein, weil sie stark blutete. Sie wurde ausgegrenzt und musste zu anderen Abstand halten. Nach ihrer Heilung wollte sie sich am liebsten heimlich davonstehlen, aber Jesus spricht sie an und macht ihre Heilung damit öffentlich bekannt. Niemand soll sie mehr ausgrenzen!

Bei dem Mädchen dagegen sorgt er für die nötige Privatsphäre bei ihrer Auferweckung. Es soll nicht zu diesem Wunderkind werden, das von allen begafft wird. Mit der Anordnung, ihm Essen zu geben, leitet er die anderen an, auf die Bedürfnisse des Mädchens zu schauen.

 

Integration hat viele Perspektiven

Jesus ist bedürfnisorientiert. Eine gerechte Gesellschaft ist also nicht die, in der alle das gleiche haben, sondern die, in der alle das haben, was sie brauchen. In unserem Land kann man an vielen Stellen sehen, dass Christen sich für die Bedürftigen einsetzen. Institutionalisiert ist das zum Beispiel in der Caritas und der Diakonie. Von der kirchlichen Obrigkeit, der Hierarchie, wird erwartet, dass sie die Stimme für die Menschen erhebt, die sonst keiner hört – zum Beispiel die Ungeborenen oder die Lebensmüden. Wenn Menschen ihren Platz in der Gesellschaft haben, obwohl sie eingeschränkt sind oder obwohl sie nicht mehr oder noch nicht produktiv sind, werden sie ihr Leben als lebenswert erachten.

Menschen, die am Rande stehen oder benachteiligt sind, hat jeder in seiner Familie, an seinem Arbeitsplatz, bei jedem gesellschaftlichen Ereignis und in der Coronakrise. Wenn wir mit Jesu Augen auf die Menschen um uns herum schauen, werden wir sie erkennen. Und wir können etwas daran ändern. Die Challenge für diese Woche: Bemühe dich um einen schwierigen Außenseiter in deiner Umgebung oder helfe einem Benachteiligten.

Autor: Norbert Wilczek

Sprecher: Norbert, Hannah Maria, Gabriel und Franziska Wilczek

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