Ohne andere können wir nicht leben. Die anderen, das sind unsere Mitmenschen. Vor allem aber Jesus selbst. Mit ihm in Beziehung zu leben, macht unser Leben fruchtbar.
Vor einigen Wochen hatte sich der Elektromotor unseres Hoftores blockiert. Natürlich am Wochenende! Da war es gut, dass wir mit einem Elektriker befreundet sind. Er kam sofort vorbei und konnte den Schaden schnell beheben. Da habe ich mir wieder einmal gedacht: es ist gut, wenn man Bekanntschaften hat.
Sicherlich kennt jeder solche Situationen. Manchmal braucht man einfach schnell jemanden, der einem unter die Arme greifen kann.
Beziehungen sind gut. Nicht nur dann, wenn uns jemand schnell und unkompliziert ein Problem lösen kann. Beziehungen sind viel mehr, sie sind lebenswichtig. Meine Freunde und Mitbrüder machen mein Leben schön, angenehm und oftmals auch sehr lustig – in einem Wort: sie machen mein Leben lebenswert. Darüber bin ich froh. Und wenn ich einmal jemanden zum Reden brauche, dann finde ich auch jemanden. Allein schon das Wissen darum tut gut.
Lebendiger Weinstock, lebendige Reben
Auch Jesus sieht das ganz ähnlich. Auch er hält Beziehungen für unabdinglich. Das wird deutlich, wenn er sich selbst mit einem Weinstock und uns mit den Reben vergleicht. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Joh 15, 5a). Unsere Beziehungen können vielfältig sein: freundschaftlich, verwandtschaftlich, am Arbeitsplatz oder im Verein. Wir Christen sind aber nicht nur über diese menschlichen Beziehungen miteinander verbunden. Und genau das macht uns Jesus durch die Erzählung vom Weinstock deutlich: Weil wir alle Reben am selben Weinstock sind, sind wir alle untereinander verbunden. Der Weinstock ist Jesus selber.
Grundlage gelingender Beziehungen
Damit sagt uns Jesus etwas fundamental Wichtiges: die Grundlage aller menschlichen Beziehungen ist er selbst. Die menschliche Beziehung ist nicht einfach eine menschliche Idee. Sie ist von Gott gewollt. Und dann sagt Jesus uns auch, dass man nur durch ihn in guten Beziehungen mit seinen Mitmenschen leben kann. Wer von Jesus getrennt ist, der kann auch mit den anderen Menschen nicht in wirklich gelingender Beziehung sein.
Aber da ist noch etwas am Bild vom Weinstock und das ist vielleicht im ersten Moment etwas schwieriger zu akzeptieren: „Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt“ (Joh 15, 4.5b), „getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15, 5b).
Ohne Jesus läuft also nichts. Das ist klar! Aber das klingt ein bisschen, als ob der Mensch nichts leistet. So will Jesus diesen Satz sicher nicht verstanden wissen. Er will uns bestimmt nicht dazu auffordern, unsere Beziehung mit ihm, z.B. im Gebet, zu pflegen und uns dann gemütlich zurückzulehnen. Jesus fordert uns auf, als Christen in der Welt zu handeln. Aber all unser Tun muss aus der innigen Verbindung mit Jesus entspringen. Wenn wir uns in unserem Handeln von Jesus entfernen, dann können wir keine Frucht bringen, dann kann unser Leben als Christen nicht wirklich gelingen.
Verbunden bleiben
Wenn unsere Beziehung zu Jesus abbricht, dann sagt er mit dem Bild vom Weinstock nicht, dass wir ihm damit wehtun, sondern dass wir damit letztendlich vor allem uns selber schaden. Denn der abgebrochene oder abgeschnittene Ast verdorrt.
Jesus möchte uns also vor allem eines sagen: bleibt mit mir verbunden! Versucht nicht da nach Glück und Zufriedenheit zu suchen, wo ihr sie nicht finden könnt. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Und dann bin ich auch in allen euren Beziehungen gegenwärtig und werde sie mit meiner Liebe erfüllen können.
Pater Patrick Vey OMI