Schwieriges hinnehmen, weil ich es nicht ändern kann. Das ist schon viel. Aber da geht noch was.
Man spricht oft vom Annehmen, vom Annehmen einer leidvollen oder zumindest unangenehmen Situation oder eines schwierigen Menschen, von der Selbstannahme. Im vergangenen Jahr habe ich begriffen, dass es da noch etwas anderes gibt als zähneknirschend annehmen, was ich nicht ändern kann, obwohl es mir gegen den Strich geht. Da ist noch zuviel an Trotz und Auflehnung drin.
Willkommen
Die andere Möglichkeit: Das Willkommenheißen, einfach im Vertrauen, dass Gott mein Leben führt, dass jede Situation und jede menschliche Begegnung eine Begegnung mit Gott ist und einen Segen in sich birgt. Auch, wenn sie auch noch so schwierig ist. Das bedeutet auch: in diesem Vertrauen die gegenwärtige Situation, den Menschen, der vor mir steht, mich selber mit all meinen Gaben und Schwächen willkommen heißen. Einfach so, ohne Feilschen. Einfach ist das natürlich nicht. Dennoch kann es unser Leben, unsere Beziehungen und auch unsere Beziehung zu Gott verändern.
Mir scheint, dass ich dieses Willkommenheißen auf einmal unter anderen Namen bei vielen Autoren wiederfinden kann.
Eigenwillig
Meister Eckhart z. B. sagt, dass uns von Gott nur unser Eigenwille trennen kann, dass wir lieber dieses oder jenes wollen und Gott nicht so annehmen, wie er sich uns gibt. Berühmt ist seine Predigt zur Tempelaustreibung.
In seiner Predigt sagt Eckhart, dass diese Händler im Tempel die sind, die beten und gute Werke tun in der Hoffnung, dass Gott ihnen etwas dafür gibt. Er nennt sie töricht, da sie doch alles, was sie geben, von Gott zuvor empfangen haben. Dagegen der Mensch, der mit Gott vereint ist, der innerlich frei ist: Er wirkt seine Werke allein Gott zu Ehren und sucht das Seine nicht. Eckharts Schüler Heinrich Seuse bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Wer etwas sucht, sucht nicht Gott“.
In einer echten Beziehung, egal ob mit einem Menschen oder mit Gott, hat ein „Zweck“ keinen Platz. Das Glück ist die Folge dessen, dass ich nichts anderes suche als diesen Menschen, nichts anderes suche als Gott, ihn willkommen heiße, so wie er ist und wie er sich mir gibt. Und Gott will nichts anderes als unser Glück, er sucht nicht das Seine.
Kein Tauschgeschäft
Als Kind habe ich zum ersten mal einen Jesusfilm gesehen. Ich war sehr schockiert von der Szene der Tempelaustreibung, weil sie so gar nicht ins Bild des „netten“ und barmherzigen Jesus gepasst hat. Aber es geht hier Jesus eben um etwas sehr Wichtiges, sogar ums Ganze: um den Kern unserer Beziehung zu Gott.
Besteht meine Beziehung zu Gott in einem Handel, in einem Tauschgeschäft, oder in einer Begegnung von Du zu Du, in einer freien Beziehung? Liebe kann ohne Freiheit nicht bestehen. Auch die Zehn Gebote in der heutigen ersten Lesung haben eine Präambel, die genau das ausdrückt: Gott hat seine Liebe dadurch gezeigt, dass er sein Volk in die Freiheit geführt hat. Das Leben nach seinen Geboten ist eben nicht die Bedingung für seine Liebe, sondern Antwort darauf. Denn alles, was wir brauchen, haben wir schon: wir sind geliebt ohne Vorleistungen und wir sind frei.
Liebe erweisen
Frei zu lieben, frei, willkommen zu heißen. Gott willkommen zu heißen, und zwar so, wie er sich mich geben will. In verschiedenen Situationen, in denen ich mich glücklich fühle, und auch in den Situationen, die für mich eine Herausforderung darstellen; in den Menschen, deren Anwesenheit mir gut tut, und auch in den Menschen, die für mich schwierig sind. Ja, Gott will mir durch die Menschen Liebe erweisen, Segen spenden und die Liebe lehren.
Heißen wir Gott willkommen, heißen wir den Menschen willkommen, heißen wir uns auch selber willkommen, ohne Feilschen, ohne Wenn und Aber.
Text: P. Günther Ecklbauer OMI
Sprecher: Sebastian Veits