Im vergangenen Jahr ist Corona in die Welt eingebrochen. Doch vor 2000 Jahren begann ein anderes Ereignis. Es hat die Welt immer wieder verändert. Und es ist ansteckend.
Es gibt Ereignisse, die unsere Ordnung erschüttern und unsere Gewohnheiten auf den Kopf stellen. Ein solches Ereignis hat sich bei uns Mitte November zugetragen. Quasi aus dem Nichts. Covid 19 hat unsere Klostergemeinschaft in Hünfeld besucht, genauer ungebeten heim-gesucht. Auf einen Schlag wurden 20 Mitbrüder positiv getestet. Für fast alle bedeutete das eine zweiwöchige Quarantäne auf dem eigenen Zimmer. Für die wenigen, die verschont blieben, waren unzählige Feuerwehrdienste angesagt. Ihr habt genug Fantasie, um euch das vorzustellen. Warum sag‘ ich das?
Ein Ereignis namens Jesus
Weil es andere Dinge gibt, die auch den Charakter eines Ereignisses hätten, aber nicht bei uns ankommen. Von einem solchen erzählt der Evangelist Markus. Er ist der erste, der dieses Ereignis Evangelium nennt. Da tritt einer auf und sagt: Jetzt, mit ihm beginnt etwas Neues; endlich ist der Himmel offen und zugänglich. Jener Himmel in den keiner aus eigener Kraft hineinkommt. Und der Preis für den Eintritt? „Kehrt um, und glaubt an das Evangelium“.
Wir sehen mit Erstaunen, welche Dynamik dieser Ruf entfaltet, wenn er auf offene Herzen trifft. Petrus und Andreas, die beiden Fischer, verlassen unverzüglich ihren Beruf und ihre Familie. Und sie gehen mit dem, der ihnen sagt: Glaubt an das Evangelium.
Vornehme Neutralität? Ist nicht mehr möglich.
Was für eine Sprengkraft dieses Ereignis haben muss? Was für eine Dynamik, die alle menschlichen Pläne über den Haufen wirft? Ein Theologe hat einmal sinngemäß gesagt: Der Mensch, der Jesus wirklich begegnet, hebt entweder Steine auf, – um ihn umzubringen – oder er betet ihn an. Das ist ziemlich pointiert ausgedrückt. Ok. Aber es macht klar: das Meer der vornehmen Neutralität, in dem wir so gerne unterwegs sind, ist ausgetrocknet und das Evangelium ist tatsächlich angekommen.
Wusstest Du, das der Priester nach dem Verkünden des Evangeliums das Evangeliar küsst und leise spricht: „Herr, durch dein Evangelium nimm hinweg unsere Sünden.“ Und das gilt für jedes Wort des Evangeliums. In jedem Wort – und sei es nur ein Komma – ist diese Sprengkraft. Jedes Wort Gottes offenbart die göttliche Liebe, seine einzigartige vergebende Liebe, die wir so bitter nötig haben. Diese Liebe, die aus den Scherben und verkorksten Beziehungen etwas Neues erwachsen lässt. Das Ereignis Evangelium ist also der Ernstfall und der begnadende Glücksfall, in dem ein Wort Gottes das menschliche Herz trifft, erlöst und in Gott erneuert…
Was lässt das Evangelium zum Ereignis werden
Naja, das klingt ja ganz schön; so’ne Art fromme Sonntagsprosa. Aber gilt das auch für mich? Was mach‘ ich mit meinem trägen, schwerfälligen Herzen? Wie kann das Evangelium bei mir zum Ereignis werden? Denk an den Preis! Kehr um, und glaube an das Evangelium. Ich hab‘ das für mich mal in ein Gebet gefasst. Doch auch ein Lied, ein Ohrwurm, kann helfen, unsere Gedanken- und Gefühlswelt auf Gott hin zu orientieren:
Gott, unser Heil. Gib mir die Gnade umzukehren.
Zu dir, dem lebendigen Gott, dem Schöpfer, Erlöser und Vater aller Menschen.
Zu mir selber, unverstellt, unverkrampft und unzensiert; bedürftig und arm, wehrlos – unter deinem liebenden Blick.
Zum Nächsten, zum Bruder, zur Schwester, zum Allernächsten, in dem du mich anrufst.
Gott, unser Heil. Gib mir die Gnade umzukehren.
Autor und Sprecher: Br. Burkhard Rottmann OMI
Einfach wunderbar! Vielen herzlichen Dank für den großartigen Impuls. Genau die Worte, die das Herz brauchte um mit voller Kraft in diese neue Woche zu starten und mit dem „Ereignis Evangelium“ die Welt auch heute anzustecken…
God bless your efforts!