Optimierungswahnsinn

Die richtige Ernährung, ein gesunder Geist, Work-Life-Balance – wer im Netz surft oder Zeitschriften liest, bekommt schnell vermittelt: DU selbst bist dafür verantwortlich, wie erfolgreich du bist. Alles muss optimiert sein. Außer…

Wer erfolgreich sein möchte, muss etwas dafür investieren.
Tipps dazu findet man ohne Probleme im Internet, kann man in Podcasts hören und in Zeitschriften lesen oder in Youtube-Videos erfahren.
Erfolg hat damit zu tun, sich selbst zu optimieren. Schon, wie man in den Tag startet, hat Auswirkungen darauf, wie erfolgreich er wird. Meditation, Sport, das richtige Frühstück – für alles gibt es hilfreiche Tipps.
Arbeit und Aufgaben müssen vor allem richtig strukturiert und geplant sein. Ein guter Umgang mit dir selbst ist natürlich auch wichtig. Und die Work-Life-Balance soll ebenso stimmen. Puh.

Ich muss ehrlich sagen – schon nach einem kurzen Blick auf ein paar wenige Websites mit entsprechenden Ratgebern, habe ich den Eindruck: Das ist eine ziemlich große Herausforderung. So viel zu beachten und zu tun – mich setzt das schon beim Lesen unter Druck. Ob das wirklich zu schaffen ist?

Sehnsucht im Optimierungswahn

Wenn ich darüber nachdenke, dann merke ich, dass ich mich eigentlich nach etwas ganz anderem sehne. Ich brauche niemanden, der mir zeigt, wie ich mich optimieren kann. Ich wünsche mir jemanden, der mich an die Hand nimmt und mit mir geht. Mich aufbaut, wenn es mir schlecht geht. Mich motiviert, wenn ich lustlos bin. Mich auffängt, wenn alles schief läuft. Jemanden, der mich versteht, weil er sich für mich interessiert und mich kennt.

Ein kleiner Abschnitt aus dem Evangelium spricht mich an. Jesus spricht über sich selbst als guten Hirten. Darüber, dass wir Menschen seine Stimme kennen und ihm vertrauen und dass er uns kennt und bei uns ist. Die vertraute Stimme – jemand, den ich nicht sehen muss, von dem ich nur ein Wort hören muss, um zu wissen, dass er da ist.

Vertraute Stimme, die uns führt

Und er sagt: Ich gebe ihnen ewiges Leben und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Wie genial ist das denn? Keine Spur von Selbstoptimierung, Tagesstart und Aufgabenplanung – weil er schon alles optimiert hat!

Darauf möchte ich heute vertrauen: dass es denjenigen, der mich versteht, weil er mich kennt, schon gibt. Denjenigen, der für mich da ist in allen Situationen. Und dass nicht ich alles leisten und erreichen muss, weil er das schon für mich getan hat.

Das kann verändern, wie ich mit mir selbst umgehe, das spüre ich.
Das kann verändern, wie ich morgens in den Spiegel schaue, egal wie die Umstände sind.
Und das wird verändern, wie ich anderen gegenübertrete, wie ich rede und handle und was ich sie spüren lasse.
Das klingt nach einem guten Plan für ein erfülltes Leben.

 

Autor und Sprecher: Pater Jens Watteroth

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