Wann gibst du deinen Senf dazu? Es gibt Momente, da kommt es darauf an, dass du deine Meinung sagst. Da musst du dann auch keine Angst haben, Käse zu erzählen…
„Muss der jetzt auch noch seinen Senf dazugeben?“ – Ich muss gestehen, dass mir dieser Satz gar nicht so selten in den Kopf kommt, egal ob in Diskussionen, in Sitzungen, beim Zeitunglesen oder bei was für einem Anlass auch immer. Für gewöhnlich verwenden wir diese doch recht bekannte Redensweise, wenn wir glauben, dass eigentlich alles schon gesagt sei und dem Gesagten doch noch jemand etwas anfügen möchte.
Einer hatte immer was zu sagen…
Ob es in Israel zur Zeit Jesu eine ähnliche Redensweise gab, weiß ich nicht. Aber ich mir sicher, mancher Schriftgelehrter oder fromme Jude wird hin und wieder in Bezug auf Jesus – zumindest sinngemäß – gedacht haben: Muss der unbedingt seinen Senf dazugeben?
Das ist eigentlich durchaus verständlich: Jesus sprach nämlich nicht gerade über unwichtige Themen. Es ging ihm um den Menschen, den Glauben, das Leben, Heilung und um die Gottesbeziehung. Nicht allen passte das, was er sagte. Aber wer, wenn nicht Jesus hatte alles Recht, da seinen Senf dazuzugeben?
Vom Senfkorn lernen
Jesus gibt nicht nur seinen Senf dazu, er spricht auch über den Senf selbst: Das Reich Gottes vergleicht er mit einem Senfkorn. Das Reich Gottes ist schon jetzt gegenwärtig, aber es ist noch nicht zu seiner vollen Entfaltung gekommen. Was heißt das? Aller Anfang ist schwer: Der Same ist klein, aber er wird aufgehen. Er wird wachsen. Er wird zu einem Baum heranwachsen, der alles andere überragt.
Mit unserem Glauben ist es ähnlich. Es ist eine dynamische Sache: er soll wachsen, er soll sich ausbreiten. Das heißt auch, dass wir ihn weitergeben sollen. Klar, unser Glaube ist noch nicht perfekt ausgewachsen, aber er ist auf dem Weg dorthin und –mit guter Pflege – wird er sich prächtig entwickeln. Darauf dürfen wir vertrauen: unser Glaube wächst, besonders dann wenn wir ihn weiterschenken, wenn wir von ihm erzählen.
Seinen Senf dazugeben, statt Käse zu erzählen
Meinst Du nicht auch, Jesus fordert uns auf, genau das zu tun, was er damals getan hat, nämlich unseren Senf dazuzugeben? Von unserem Glauben zu erzählen? Wir können es auch mit den Worten des Apostels Paulus sagen: „Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen!“ (2 Tim 4,2). – Wenn es um den Glauben und Jesus Christus geht: Gib deinen Senf dazu! Natürlich geht es darum, unseren Senf dazu zu geben, nicht irgendwelchen Käse zu erzählen. Aber es geht definitiv nicht darum, zu warten bis wir richtige Glaubens-Experten sind.
Vielleicht erscheint dem ein oder anderen diese Redensweise in Bezug auf den Glauben unangebracht. Es darf natürlich nicht darum gehen, ein Besserwisser zu werden oder alleine zu wissen, was für die Welt und die Kirche am besten ist. Es geht nicht darum, aufdringlich zu sein. Es geht vielmehr darum, Jesus Christus und den Glauben im Alltag präsent zu machen: in unseren Familien, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Besonders auch gegenüber den Menschen, die ihm fernstehen. Und manchmal ist es dann tatsächlich unsere Aufgabe, für unseren Glauben einzustehen, auch wenn es dem anderen überhaupt nicht passt. Nur Mut! Es geht darum, dass wir unseren Senf dazugeben und so einen Beitrag dazu leisten, dass sich das Reich Gottes schon unter uns immer mehr entfalten kann.
Patrick Vey OMI