Vertrauen wagen

Glaube heißt nicht glauben, dass Gott existiert. Glaube heißt glauben, dass Gott uns liebt. Das ist keine Information, die man wissen kann, sondern etwas, was man erfahren musst. Bist du bereit, diese Erfahrung zu riskieren?

“Es war einmal ein Mann, der mit einem Auto an der Küste entlang fuhr und dabei nachdachte, ob Gott existiert oder nicht. Er war so tief in diesen Gedanken versunken, dass er immer näher an den Abhang heranfuhr. Der Wagen kam vom Weg ab und fiel die Klippe hinunter. Es gelang dem Mann, im letzten Moment aus dem Auto herauszuspringen und sich an dem Ast eines Baumes festzuhalten. So hing er in der Luft und hielt sich nur an diesem Ast fest. Er fing an zu schreien: „Hilfe, Hilfe! Ist dort oben jemand?“ Und auf einmal hörte er eine Stimme aus dem Himmel, die ihm sagte: „Mein Sohn, ich bin hier. Es genügt, den Ast loszulassen, und ich werde Dich retten!“. Der Mann dachte kurz darüber nach und dann begann er von Neuem zu schreien: „Wäre da oben nicht noch jemand anderer?“

Ein Risiko wagen?

Den Ast loslassen. Kontrolle abgeben. Ein Risiko eingehen. Das ist für viele von uns oft eine beinahe übermenschliche Anstrengung. Wir leben in einer Zeit, die fast besessen ist von Gesundheit und Sicherheit, sodass wir ein Risiko oft nicht wollen. Wir schließen eine Menge Versicherungen ab: Wir versichern uns gegen Diebstahl, Naturkatastrophen, kaufen Gepäckversicherungen und eine Reiseversicherung, verlangen immer längere Garantien auf gekaufte Waren. Prominente versichern ihr Geld, David Beckham hat eine Versicherung auf seine Beine, Jennifer Lopez auf ihren Po. Darüber hinaus bringt uns die heutige Kultur bei, dass wir niemand anderem als uns selbst vertrauen sollten.

Vertrauen wagen?

Viele vertrauen weder Politikern und Polizisten, noch Journalisten. Nicht zu vertrauen ist eben einfacher als unterscheiden zu lernen – zwischen einer wahrheitsgemäßen Nachricht und den „fake news“, die von allen Seiten auf uns einströmen. Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, in der verschiedene Meinungen und Wirklichkeiten nebeneinander leben.

Wie also den Ast loslassen?! Wie sicher sein und der Stimme vertrauen?!

Wagen wir die Erfahrung

Wenn wir das Risiko nicht auf uns nehmen, uns nicht auf den Weg machen und wenn wir diesen Ast nicht einfach loslassen – dann werden wir nie die Erfahrung machen, dass Gott wirklich existiert. Und vor allem werden wir nicht erkennen, wer und wie er ist.

Das Evangelium sagt uns, dass wir kein Zeichen mehr suchen müssen, denn „hier ist einer, der mehr ist als Salomon…. Denn hier ist einer, der mehr ist als Jonas“.

Als Menschen suchen wir Sicherheit – aber wir müssen keine Zeichen suchen, wo es Zweifel und Unsicherheit gar nicht mehr gibt. Hier ist doch einer, der mehr ist als ein Versicherungsagent. Hier ist einer, der mehr ist als ein Garantieschein. Hier ist einer, der mehr ist als jede menschliche Autorität.

Liebe ist eine Erfahrung

Jesus ist gekommen, um uns das wahre Antlitz des Vaters zu zeigen. Gott hat seinen Sohn nicht geschickt, damit wir sicher sind, dass es ihn wirklich gibt. Er hat uns Jesus geschickt, um uns zu versichern, dass wir unendlich geliebt sind. Glaube heißt nicht glauben, dass Gott existiert. Glaube heißt glauben, dass Gott uns liebt. Und die Sicherheit der Liebe, die Sicherheit, dass ich geliebt bin, gibt mir weder die bloße Information „Du bist geliebt“ noch eine Liste von Geboten. Liebe ist eine Erfahrung. Deshalb gibt uns Gott nicht weitere Gebote, sondern seinen Sohn. Und der beweist uns seine Liebe auf schmerzhaft konkrete Weise: am Kreuz. Deshalb ist es einfach nötig, den Ast loszulassen und seine Liebe zu erfahren.

Die Arsch-Hoch-Challenge des Tages

Versuchen wir heute Zeit zu finden für ein kurzes Stillwerden. Setzen wir uns in Ruhe auf einen bequemen Platz, öffnen wir einfach unsere Hände und denken an Situationen, vielleicht auch an konkrete Menschen oder Dinge, die wir in unserem Leben krampfhaft in unseren Händen festhalten und mit denen sich nichts bewegt. Im Geiste übergeben wir sie im Vertrauen Gott oder vertrauen sie später jemanden an, der uns nahesteht. Lassen wir den Ast los.

Raus aus den Federn, rein in die Challenge – ist ja schließlich Fastenzeit.

Autor: Vlastimil Kadlec OMI
Sprecherin: Carolin Hoffmann
Musik: www.bensound.com

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