“Alle Urheberrecht sind vorbehalten.” Das Copyright hat den ein oder anderen sicher schonmal bei einem Vorhaben gestoppt. Mit Copyright-Fragen musste sich auch Jesus rumschlagen – gehalten hat er davon nicht viel.
“Alle Urheberrechte und Leistungsschutzrechte sind vorbehalten. Für alle Verwendungen, insbesondere Vorführung, Sendung, Bearbeitung und Vervielfältigung bedarf es einer speziellen Bewilligung soweit keine gesetzliche Lizenz besteht. Zuwiderhandlungen werden zivil- und strafrechtlich verfolgt.”
Ohh! Schon wieder! Immer dieser Text! Etwas genervt lesen oder hören wir uns an, wenn wir vor Filmen auf das Copyright aufmerksam gemacht werden. Könnte man das doch überspringen! Wir wissen doch längst, worum es dabei geht.
Interessant wird das Copyright auf einmal, wenn es darum geht, das eigene geistige Eigentum zu schützen. Wenn andere sich mit den Federn unserer Leistung oder unseren Ideen schmücken, können wir das meist nicht einfach hinnehmen. Das fängt schon früh an. Wer kann sich nicht an die Klassenarbeiten in der Schule erinnern, bei denen aus Etui und Büchern Sichtwände vor den Blicken der abschreibenden Nachbarn konstruiert wurden?
Copyright auf den Namen Jesus?
Und selbst Jesus musste sich mit Copyright-Fragen herumschlagen. Seine Apostel bringen die Frage auf den Tisch: „Wer hat das Copyright auf den Namen Jesus?“ Oder im Originalton: „Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.“ Die Apostel sind begeistert von ihrem Erfolg bei Heilungen und Dämonenaustreibungen in Jesu Namen und sind stolz auf die Lizenz, die Jesus ihnen gegeben hat. Und jetzt sind sie aufgebracht – weil das jemand einfach so tut, OHNE Auftrag und Erlaubnis. Jesus sieht das allerdings entspannt: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“
Streit ums “Copyright” - ein Alltagsbegleiter
Ganz offensichtlich hat sich nicht nur das Evangelium bis heute auf der ganzen Welt verbreitet, sondern auch die Copyright-Streitigkeiten von Jesu Jüngern. Wir müssen gar nicht weit zurück schauen – in den dreißigjährigen Krieg oder nach Nordirland – um zu sehen, wie Christen sich gegenseitig absprechen, Christen zu sein.
Wie denken wir denn über andere Positionen? Manche sehen in Menschen mit liberaler Haltung oder evangelischer Konfession nur die Häretiker, die sich auf verfälschte Weise auf Jesus berufen. Andere sehen in Menschen mit konservativer Einstellung oder der römischen Kurie nur die ewig Gestrigen oder im Papst sogar den Antichristen, die allesamt vergessen haben, was das Liebesgebot Jesu bedeutet. Und dann gibt es ja auch noch die Nichtgläubigen, die schon gar keinen Anspruch auf den Heiligen Geist haben. Vielleicht kommt es nur selten zu Handgreiflichkeiten in diesen Fragen, aber der andere wird doch gern als dumm dargestellt und lächerlich gemacht.
“Streitet euch nicht über Lizenzen”
Für uns als Jünger Jesu bleibt die Copyrightfrage eine Herausforderung, denn jeder hat doch gern recht. Die eigene Position hat selbstverständlich die überzeugenderen Argumente. Die anderen müssten das doch nur einsehen. Auch uns sagt Jesus: „Behindert euch nicht gegenseitig.“ Streitet euch nicht über Lizenzen und Erlaubnisse, sondern sucht erstmal nach Gemeinsamkeiten. „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“
Der erste Schritt dazu muss in uns selbst passieren. Da ist jemand, der anders glaubt als wir. Dennoch muss ich annehmen, dass er seine Position aus dem Glauben heraus begründet und darf nicht gleich Eigeninteresse unterstellen. Und auch in der Begegnung mit Nichtgläubigen sollte die Grundannahme sein, dass da jemand seinem Gewissen folgt und das Gute sucht. Im Gebet vor Gott können wir darum beten, im anderen den Christen und einen Menschen guten Willens zu sehen.
“Für das Evangelium sind keine Urheberrechte und Leistungsschutzrechte vorgesehen. Für alle Verwendungen, insbesondere Praktizieren, Weitergeben und Verkündigung bedarf es keiner speziellen Bewilligung. Ein Verhindern dieser Verwendungen ist vom Urheber nicht gewünscht.”
Autor und Sprecher: P. Norbert Wilczek