Mein Haus, mein Auto, mein Pool

Besser sein, größer sein, schneller sein. Konkurrenz- und Wettkampfverhalten scheint uns Menschen in die Wiege gelegt worden zu sein. Sogar die Jünger waren in dieser Sache kein Vorbild. Aber muss das so sein?

Mein Auto, mein Haus, mein Pool, meine Familie – vielleicht kennst du die Werbung noch. Da treffen sich zwei alte Schulfreunde wieder und jeder will den anderen Übertreffen und der Bessere, der Größere sein.

Das kennen wir wahrscheinlich nicht nur aus der alten Werbung. Das einer besser sein will als der andere, scheint dem Menschen in die Wiege gelegt worden zu sein, denn das können wir schon bei den Kleinsten beobachten. Man sagt ja auch „Konkurrenz belebt das Geschäft“ – aber muss das so sein? Können wir nicht auch gut miteinander leben, ohne dieses „Ich muss besser sein als der Andere“.

Wettkampf auch unter den Jüngern

Im Evangelium am Sonntag werden wir Zeugen, wie auch die Jünger miteinander streiten, wer wohl der größte unter ihnen ist. Wie sie genau gestritten haben, das wissen wir nicht. Doch kennen wir das nur zu gut aus Kirche und Gesellschaft. Es herrscht großer Druck von innen und außen und alles scheint irgendwie den Bach runter zu gehen. Und anstatt dass alle an einem Strang ziehen und versuchen, zu retten, was zu retten ist, schlägt man noch gegenseitig aufeinander ein.

Die Geschichte der Jünger kann uns da Trost geben. Auch sie sind unverständig. Doch Jesus hat niemals aufgehört, seine Hoffnung auf sie zu setzten! Er hat Verständnis, weil er weiß wie schwer es uns Menschen fällt, demütig zu sein und zu dienen. Jesus lehrt die Jünger mit einem Beispiel, das mal wieder alles auf den Kopf stellt.

ER sagt: Wer der Größte unter euch sein will, der soll Diener aller sein. Der soll für den anderen da sein, sich klein machen. Also genau das Gegenteil von Höher- Schneller – Weiter.

Für Jesus zählen Prestige und Protz nicht

Und Jesus geht sogar noch einen Schritt weiter. Er stellt ein Kind in ihre Mitte und sagt: „Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“

Zur Zeit Jesu zählten Kinder nichts. Sie standen – ähnlich wie Frauen, Behinderte oder Aussätzige – am Rande der Gesellschaft. Mit seiner Aussage plädiert Jesus also für eine Revolution im Denken und Verhalten seiner Jünger. Er ruft sie zu einer alternativen Gesellschaft auf.

Jesus setzt alle, die aus welchen Gründen auch immer an den Rand der Gesellschaft gekommen sind, in eine Beziehung zu sich selbst und zu Gott. Er sagt damit: Jedes Menschenkind, jede Frau, jeder Mann ist wichtig und einmalig vor und für Gott. Jeder ist in seiner Einmaligkeit so gewollt wie er ist. Der Nächste, der neben mir, ist genauso wichtig wie ich.

Wenn wir das einmal verstanden haben, dass wenn wir aus einem solchen Glauben und Vertrauen leben und leben lassen, dann können wir unbeschwert leben. Dann kann ich auch „als Diener aller“ leben, die mir in meinem Umfeld begegnen.

Kleine Gesten bewirken das wirklich Große

Und im Alltag? Zu schwer, zu idealisiert, um es umzusetzen?

Die Zeit der Pandemie oder auch die Unwetterkatastrophe im Juli haben etwas anderes gezeigt. Den Blick auf die zu lenken, die Hilfe brauchen oder gebraucht haben. Viel Hilfsbereitschaft im Kleinen wie im Großen.

Da haben Firmen ihr Geschäft geschlossen, um für andere Schlamm zu schippen – kostenlos. Da haben sich Menschen Urlaub genommen, um zu helfen. Haben den alten Kühlschrank gespendet statt ihn übers Internet nochmal zu verkaufen.

Wenn wir das weiterhin, auch über extreme Zeiten hinaus, beherzigen und darauf vertrauen, dass Kleines Großes bewirken kann, dann kommen wir dem, was Jesus uns vorgelebt hat, ein Stückchen näher.

Autorin und Sprecherin: Martina Melles

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