„Es geht uns wie den anderen“

Hallo am Donnerstag. Wie auch letzte Woche gibt‘s heute keinen klassischen Impuls von uns – sondern wir haben ein Interview vorbereitet. Wir sprechen mit Patrick Vey. Er ist Oblate und in dieser Corona– Zeit gerade aus zwei Gründen ein toller Gesprächspartner.

Patrick Vey OMI

Grund eins: Patrick, du bist gerade in Rom und lebst da in einer Kommunität. Wie ist es gerade in der Stadt? Italien ist ja von der Corona– Pandemie mit am heftigsten betroffen… 

Tja, also wie es in der Stadt aussieht, das kann ich eigentlich gar nicht sagen, da ich die Stadt mittlerweile auch nur noch von Bildern kenne. Und das Italien so stark betroffen ist, das merken wir hier zurzeit vor allem daran, dass wir mittlerweile über sieben Wochen einfach zuhause sitzen und nicht mehr vor die Tür gehen können – nur noch einer, der einkaufen geht. Auch, wenn es uns hier noch gut geht, also die Situation hier bei uns ist lange nicht so schlimm wie im Norden.

Ja, die Bilder aus dem Norden von Italien gingen ja um die Welt – schreckliche Bilder. Leichensäcke, die sich vor dem Krematorium stapeln, weil an einem Tag fast 800 Menschen gestorben sind und die Familien konnten sich auch nicht richtig verabschieden von den Toten oder sie beerdigen. Wie ist das an für dich, für dich als Seelsorger? 

Wir als Seelsorger merken, wie alle Menschen natürlich, dass keiner das Unmögliche möglich machen kann. Also es gibt einfach Dinge, die zurzeit nicht in unserer Hand liegen, die wir gerne anders machen würden – aber es geht einfach nicht. Mir persönlich hat viel Mut gegeben, jetzt gerade in dieser Situation Ostern feiern zu können. Bei Ostern geht es genau um das: Das wir an einen Gott glauben, der uns das Leben geschenkt hat, der den Tod besiegt hat. Was nicht heißt, dass der Tod nichts mehr mit unserem Leben zu tun hat. So schmerzlich alles ist, gibt es da dennoch ein Licht. Es ist manchmal vielleicht schwierig für uns zu sehen, wie in so einer Situation jetzt. Aber es ist definitiv da.

Grund zwei: Für dich ganz persönlich hat die Corona– Pandemie noch andere Auswirkungen: Du solltest eigentlich am 23. Mai zum Priester geweiht werden, aber die Feier ist abgesagt…

Ja, also auf der einen Seite war es natürlich, denke ich, die richtige Entscheidung, die Weihe so früh abzusagen. Auf der anderen Seite ist es mir natürlich ziemlich, ziemlich schwergefallen.

Was hat das mit dir gemacht? Eine Priesterweihe ist ein Schritt fürs Leben, auf den du dich lange vorbereitet hast… 

Gut, also ich kann jetzt nicht sagen, dass ich da wahnsinnig glücklich drüber bin. Im Gegenteil. Es kommt auch noch dazu, dass wir bisher noch keinen neuen Termin finden konnten, weil die Lage einfach noch so unsicher ist. Aber eine positive Sache, die ich aus dieser Sache mitnehme, ist, dass mir wieder neu bewusst geworden ist, dass ich letzten Endes nicht Priester werde, um so ein großes oder schönes Fest zu feiern. Klar, das gehört dazu, das ist schön für die Leute, das ist schön für mich. Doch letztendlich werden wir ja Priester, um als Priester zu wirken. Es ist vielleicht in gewisser Weise auch gut, dass auch wir im Kloster in gewisser Weise nicht vor diesen Schwierigkeiten geschützt sind. Wir leben ja nicht in irgendeiner Blase, sondern es geht uns wie den anderen Leuten. Also, uns gehts auch nicht finanziell besser und wir müssen auch hoffen, dass diese Krise bald vorbei ist und nicht zu schwer wird. Wir müssen auch viele Dinge absagen, viele Dinge verschieben. Aber es hilft uns so auf der anderen Seite auch, näher bei den Leuten zu sein in dieser schwierigen Situation, gerade bei denen, die leiden. Da gibt mir persönlich der Glaube doch immer wieder Hoffnung, dass Gott alles zum Guten wendet.

Das Interview führte Christina Wilkes

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