Wann fühlst du dich frei? Wenn du Hunger hast, wenn du Angst hast, sicherlich nicht. Aber reicht das: Satt zu sein und keine Gefahr vor sich zu sehen?
Es gibt sie immer öfter in Deutschland: Supermärkte ohne Kassenpersonal. Sie sind rund um die Uhr geöffnet und bieten uns die Möglichkeit, schnell noch etwas einzukaufen, auch am Sonntag oder mitten in der Nacht. Das gewünschte Produkt kann vor Ort einfach bequem mit dem Handy eingescannt und bezahlt werden. Es ist schon spannend, was durch die moderne Technik alles machbar ist.
Heißhunger?
Nachdem Jesus 40 Tage in der Wüste war, verspürte er Hunger, verständlicherweise. Er hätte sicherlich dem Stein befehlen können, zu Brot zu werden, so wie es ihm der Versucher vorgab. Das wäre für ihn bestimmt machbar gewesen. Doch er tut es nicht. Er weiß, „der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ (Lk 4, 4). Er lebt vielmehr von dem, was Gott ihm gibt und das 24 Stunden am Tag. Er muss sich nicht selbst bedienen, sondern kann auf Gottes Wirken warten. Sein Bedürfnis etwas zu essen, bestimmt ihn nicht. Jesus ist unendlich frei zu tun, was er will. Deshalb ist er auch ganz frei zu tun, was sein Vater im Himmel möchte.
Es gibt immer wieder Situationen, in denen wir uns unfrei fühlen und es auch sind. Es geht dabei nicht unbedingt um Momente, wo wir es nicht schaffen, den Schokoriegel nicht zu essen, obwohl wir uns doch vorgenommen haben, Süßigkeiten zu reduzieren. Oft sind es Situationen, in denen wir Angst haben. Es kann die Angst sein, vor den Arbeitskollegen doof dazustehen. Oder es ist die Angst, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden. Sie kann natürlich auch viele andere Ursachen und Gesichter haben. Aus dieser Angst heraus denken und handeln wir immer wieder und sind dadurch in unserer Freiheit eingeschränkt.
Doch Gott möchte, dass wir frei werden. „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“, erinnert Paulus im Brief an Timotheus (2 Tim 1,7). Der Heilige Geist, der Jesus in die Wüste geführt hat, ist auch uns gegeben und will uns frei machen. Dazu müssen wir uns unserer eigenen Wahrheit stellen. Das ist oft gar nicht so einfach und erfordert Mut zur Selbsterkenntnis. Genauso bedarf es auch des Vertrauens, dass Gott in mein Leben eingreifen kann. Ich vertraue darauf, dass Er mich annimmt, mir vergibt und auch Kraft schenkt, etwas zu verändern, wenn es nötig ist.
Zeit zum Freiwerden
Was macht dich eigentlich unfrei? Oder besser gesagt, wo möchtest du freier werden? Frei, um Versuchungen zu widerstehen, die deine Beziehungen belasten und dein Leben traurig machen; frei werden, von Misstrauen und zerstörerischer Selbstkritik.
Diese Fastenzeit kann ein guter Moment sein, Gott wieder einmal in den Mittelpunkt deines Lebens zu rücken. Bitte ihn darum, dich in der Freiheit wachsen zu lassen. Leider gibt es die Freiheit in keinem Selbstbedienungsladen zu kaufen. Sie ist ein Weg, den Gott mit uns geht. Vermutlich kannst du dafür auch keine 40 Tage in der Wüste verbringen. Doch du kannst ihm vielleicht jeden Tag 10 Minuten schenken und den Herrn bitten, dir echte Freiheit zu geben. Versuche dir einmal bewusst zu werden, wo dich Angst immer wieder belastet. Dabei geht es nicht darum das Gefühl der Angst zu „beseitigen“, sondern es wahrzunehmen und herauszufinden, woher es kommt. Dann kannst du alles Gott hinhalten und tief durchatmen. Bitte ihn doch, dich in diesen Momenten seine Nähe spüren zu lassen. Denn wirklich frei werden kannst du, wenn du weißt, dass du geliebt wirst und dass auch du selbst fähig bist zu lieben.
Sr. Lisa Renner OMI