„Corona“ – Vor einem Jahr hättest du vielleicht an die mexikanische Biersorte gedacht. Heute ruft das Wort Emotionen hervor. „Corona“ ist übrigens ein spanisches Wort und bedeutet Krone. Eine Krone tragen für gewöhnlich nur Könige, eventuell noch Prinzessinnen oder wenn man zu Burger King geht, kann man auch eine bekommen. Jesus lässt sich auch krönen, allerdings unfreiwillig und mit einer Dornenkrone. Er wird zu einem König, der anders ist als die herkömmlichen Monarchen, aber nicht weniger machtvoll.
Mit Corona „gekrönt“
Dieses Jahr ist in gewisser Weise mit „Corona gekrönt“. Ein Virus, alles verändert hat. In diesen Tagen beenden wir auch das Kirchenjahr, das ebenso von Corona geprägt war. Trotz Online-Gottesdiensten und Beten daheim, dann Abstand und Hygiene im Kirchenraum, konnten wir dennoch die Geheimnisse des Lebens Jesu und die Traditionen der Kirche weitestgehend feiern.
Der Königreich-Check
Doch wie sensibel sind wir für die Menschen, die in unserer Umgebung und darüber hinaus noch immer unter dieser Pandemie leiden oder auch unter anderen Zuständen? Wenn uns nun Jesus am Ende dieses Kirchenjahres begegnen würde, was würde er zu uns sagen? So etwas, wie im Evangelium zu denen, die auf der guten Seite stehen?
„Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, […] denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mich bekleidet; ich war krank und ihr habt mich besucht; […].“
Vielleicht würde er in der jetzigen Situation noch hinzufügen: Ich war einsam und ihr habt mich angerufen oder ich war gestresst und ihr habt mir zugehört.
Das, was uns Jesus da sagt, ist sein Königreich-Check. Rein kommt, wer sich um ihn gekümmert hat. Um Jesus, der in jedem Mitmenschen wieder lebendig werden kann. Hinter welche Aussagen könnten wir ein Häkchen machen, dass wir das getan haben – auf die eine oder andere Weise?
Begegnung, die verwandelt
Ich habe ein paar Jahre mit meiner Gemeinschaft in einem Pfarrhaus in einem Stadtteil von Madrid gelebt, in dem viele südamerikanische Einwanderer auch ein Zuhause gefunden hatten oder eines suchten. Es haben dort fast jeden Tag Menschen geklingelt, die etwas wollten, manchmal Essen, oft suchten sie Arbeit. An manchen Tagen wollte man schon nicht mehr den Telefonhörer der Klingel abnehmen, um nicht schon wieder zu unterbrechen, was man gerade tat. Vielleicht war es auch so ein Tag, als die Frau aus El Salvador klingelte. Sie fragte nach Arbeit, aber da ich sie durch die alte Telefonanlage nicht recht verstand, lief ich dann doch nach unten, um persönlich mit ihr zu sprechen. Sie trat in den Flur. Eine kleine freundliche Frau begegnete mir da. Nach und nach kam heraus, dass sie evangelisch war und nach einem Raubüberfall mit ihrer jüngeren Tochter ihr Land vor einigen Wochen verlassen hatte. Sie hatte ein kleines Zimmer in der Nähe angemietet, war aber darauf angewiesen von Pfarrei zu Pfarrei zu ziehen, um sich und ihre Tochter zu ernähren. Gern hätte sie gearbeitet, sie konnte gut kochen, meinte sie. Ich gab ihr die Adresse einer Anlaufstelle in Madrid, die sich gut um Einwanderer kümmern konnte und noch ein paar Konserven und Reis. Es war eine Begegnung, die mich noch lange beschäftigte. Diese einfache, aber auch mutige Frau aus El Salvador hatte mir geholfen Jesus an diesem Tag zu begegnen. Ein paar Wochen später kam sie auch noch einmal zum Mittagessen.
Jesus kann uns ganz alltäglich begegnen, manchmal merken wir es gar nicht im ersten Moment. Doch sein Königreich breitet sich aus, wenn wir offen für die einfachen Begegnungen sind, die uns und unsere Umgebung ein kleines Stück verwandeln. Wir können uns sicher sein: Jesus ist dabei und krönt diese Begegnung mit seinem Segen.
Autorin und Sprecherin: Lisa Renner OMI