Heute ist Martinstag. Und obwohl wegen der Pandemie die meisten Umzüge mit Laternen und Singen wohl ausfallen werden, ist die Botschaft vom Heiligen Martin heute wichtiger denn je: Achte auf die Menschen um dich rum, kümmere dich um sie – und lass das Hamstern. Es ist genug für alle da.
„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir… Da oben leuchten die Sterne und unten leuchten wir.“
Na, ist der Ohrwurm schon perfekt? Rabimmel, rabammel, rabumm. Bum, bum. Heute ist Martinstag und normalerweise würde es am Abend in vielen Orten so klingen. Kinder, die mit selbstgebastelten Laternen durch die Straßen ziehen und singen. Normalerweise. Aber dieses Jahr ist eben nicht normal. Pandemie. Und trotzdem lohnt es sich, die Geschichte vom Heiligen Martin nochmal auszupacken, denn sie ist auch im Corona-Heute wichtig – vielleicht wichtiger denn je.
Martin war ein römischer Soldat – mit Pferd und Uniform. Mit Helm, Mantel und Schwert. Aber vom Kämpfen hielt er gar nichts. Denn: Martin war ein guter Mann. Er ritt durch die Lande und half jedem, der Unterstützung brauchte. Die Geschichte vom armen Bettler, der keine Kleider hatte, ist weltberühmt: Martin teilte seinen Mantel und gab dem Bettler eine Hälfte ab. Später verließ Martin die Armee, lies sich taufen, wurde Mönch und dann sogar Bischof. Aus ihm wurde St. Martin – der Heilige Martin.
Wenn wir heute so durch unsere Lande reiten – also durchs Dorf oder die Stadt gehen – dann kann manchmal das Gefühl aufkommen: Uns täte der Geist vom Heiligen Martin mal wieder ganz gut.
- Da ist der Maskenmuffel, der nicht versteht, dass auch die Nase bedeckt sein muss, damit Mitmenschen geschützt werden.
- Da ist der Drängler, der von Abstand-Halten gar nichts hält und gefühlt schon über die Schulter seines Vordermanns atmet.
- Oder da ist der Hamsterkäufer, der auch noch das dritte und letzte Paket Klopapier in seinen Wagen schmeißt, damit er ja genug hat.
- Und da sind die Stillen, die „Schweiger“, die das alles sehen, aber nichts dagegen sagen.
Wenn wir uns ein Vorbild am Heiligen Martin nehmen, dann heißt das: Wir sollten ALLE mit ein bisschen mehr Mut durch „Schnee und Wind reiten“. Ein bisschen mehr Mut, die Regeln einzuhalten; aber auch ein bisschen mehr Mut, fehlende Rücksicht anzusprechen.
Und es gibt noch eine Eigenschaft, die der Heilige Martin uns vorgelebt hat: Seine Bescheidenheit. Als er die Nachricht bekam, dass er Bischof werden sollte, zweifelte er. Er fühlte sich nicht würdig, ein so hohes Amt zu besetzen – und er flüchtete, in einen Gänsestall. Die Tiere fingen an zu schnattern und verrieten damit Martins Versteck. Nur so wurde er gefunden und doch noch Bischof.
Sich selbst nicht so wichtig nehmen, demütig sein – das hilft uns auch in der Coronazeit. Es hilft, als Gesellschaft – alle zusammen – gut durch die Pandemie zu kommen.
Also wenn du das nächste Mal durch die Lande reitest – schau dich um. Frag die ältere Nachbarin oder den Nachbarn, ob du etwas für sie mitbesorgen kannst. Wenn jemand seine Maske nicht richtig trägt oder drängelt, sprich ihn an. Und wenn du am Regal mit dem Klopapier vorbei läufst: Lass was übrig, eine Packung reicht. Sei keine dumme Gans in diesen Zeiten, sei wie Martin! Besonders in der Pandemie brauchen wir seinen Geist in unserem Alltag.
Autorin und Sprecherin: Christina Wilkes