Manchmal fesseln uns Dinge so sehr, dass wir nicht mehr bemerken, was um uns herum passiert: Ein Sonnenuntergang, eine Berglandschaft, der Blick des Gegenübers. Und doch: Jedes irdische Stauen ist unvollendet. Nur ein Vorgeschmack auf die Schönheit und Liebe Gottes.
Hast du schon mal einen Sonnenuntergang angeschaut und warst von dieser unglaublichen Schönheit so fasziniert, so absorbiert, dass du fast alles um dich herum vergessen hast? Oder einen Sternenhimmel, weit ab von der Stadt und ihren Lichtern? Eine unfassbar tolle Aussicht hoch oben auf einem Berg oder eine verschneite Landschaft? Kennst du das, wenn sich dann im Kopf fast alle Gedanken ausschalten und nur einer bleibt: wow! – und in diesem Moment kommt dir der Augenblick fast ewig vor. Staunend vor der Schönheit. Und fast noch eindrücklicher passiert das vielleicht in Beziehungen. Sich in den Augen eines anderen verlieren, in seiner Gegenwart alles andere vergessen. Wenn zwei Liebende stundenlang beieinandersitzen können, auch ohne ein Wort zu sagen und einfach nur die Präsenz des anderen genießen. Wenn Eltern ihr neugeborenes Kind anschauen.
Die Schönheit Gottes sprengt jedes irdische Maß
Wenn uns das schon so geht, wenn wir irdische Schönheit und Liebe erfahren – um wie viel mehr muss es dann erst den Aposteln so gegangen sein. Als sie Jesus verklärt auf dem Berg gesehen haben, ganz in weiß. Ihren Herrn und Meister, ihren Freund und Begleiter – als den wahren Gott, der er ist. Wie sehr muss ihr Herz fast geplatzt sein vor so viel Schönheit Gottes, die jedes irdische Maß sprengt. Vor so viel Liebe, die jegliches menschliche Verstehen übersteigt, mehr als der Ozean eine Teetasse.
In unseren Erfahrungen geben sich Liebe und Schönheit immer nur unvollständig, nie ganz – auch, wenn wir uns in den Beispielen von Schönheit und Liebe vielleicht wiederfinden. Und auch für all diejenigen, die sich gedacht haben: „Also so wirklich ist mir das ja noch nie passiert“. Eines Tages hoffentlich, wenn wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen, erst dann werden wir wirklich nachvollziehen können, was die Jünger auf dem Berg gefühlt haben – und auch wie weit unsere bisherigen Erfahrungen dahinter zurückbleiben.
Aber vielleicht berührt all das, also die irdische Schönheit und Liebe, unser Herz nur deswegen, weil sie ein Wiederschein der Schönheit und Liebe Gottes sind und weil das, was uns dabei so übersteigt, Gott selbst ist, der uns darin begegnet.
Wunder der Schöpfung oder Gaskugeln im Weltall?
Ein Problem dabei ist: Diese Erfahrungen sind nicht wirklich gut zu erzählen. Vielleicht hast du das auch schon mal erlebt: Du erzählst jemandem begeistert von einem wunderschönen Sternenhimmel auf einem Berg – und der andere sagt nur: „ah, toll. Du hast also Gaskugeln weit entfernt im Weltraum gesehen, die irgendwelche abstrusen Kernfusionsreaktionen machen und deswegen leuchten. Ja und weiter?!“ Manchmal können wir unser eigenes Staunen nicht beschreiben und wenn wir es nüchtern und logisch betrachten, dann kommt es uns vielleicht auch gar nicht mehr so toll vor.
Vielleicht hat Jesus auch deswegen den Jüngern gesagt, dass sie erst mal nicht erzählen sollen, was sie erlebt haben. Weil sie ihre Erinnerungen frisch und unversehrt brauchen werden – für das, was kommt.
Lasst und lernen, zu staunen
Aber vielleicht kann uns die Erfahrung der Jünger animieren, wieder staunen zu lernen. Die rein faktische Brille des nüchternen und aufgeklärten Menschen abzulegen und über die Wunder, die uns umgeben, zu staunen. Und vielleicht können wir dann in all dem einen Wiederschein der Liebe und Schönheit Gottes sehen, der uns darin begegnen will.
Autorin und Sprecherin: Theresa Rautenberg