Das Fest der Taufe des Herrn beschließt die Weihnachtszeit. Mit ihr beginnt unser normales Leben wieder. Die alte, oder eine neue Normalität?
Hast Du schon mal jemandem nach dem 26. Dezember frohe Weihnachten gewünscht? Die Reaktionen sind oft verstörte Blicke. Selbst viele Christen haben Weihnachten bereits am 27. Dezember abgehakt und gehen zum nächsten Programmpunkt über. Man genießt eventuell noch ein paar freie Tage und bereitet sich auf das neue Jahr vor.
Die Weihnachtszeit endet jedoch erst mit dem ‚Fest Taufe des Herrn‘, das wir am kommenden Sonntag feiern. Die Taufe steht am Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu und bildet im Kirchenjahr den Übergang in die sogenannte Zeit im Jahreskreis. Wir kehren in den Alltag zurück. Das übliche Leben nimmt wieder seinen Lauf. So wie Jesus sein öffentliches Wirken mit der Taufe beginnt, soll auch für uns die Taufe die Grundlage und der Beginn unseres christlichen Wirkens in der Welt sein. Das, was Gott uns an Weihnachten geschenkt hat, sollen wir in Welt hineintragen, in den Alltag, in unser ganz normales Leben. xx
Die Taufe Jesu: Ein Beginn
Im Markusevangelium steht die Erzählung der Taufe Jesu ganz am Anfang, im ersten Kapitel. Zunächst berichtet Markus von Johannes dem Täufer, der eine Taufe der Umkehr und der Vergebung der Sünden predigt. Dann kommt er sofort zur Erzählung der Taufe Jesu. Zurecht kann man sich fragen: warum? Warum lässt sich Jesus taufen und warum ist dieses Ereignis so wichtig? Jesus war ohne Sünde, warum also sollte er die Taufe des Johannes, eine Taufe der Umkehr, nötig haben?
Jesus stellt sich in die Reihe der Sünder, die sich von Johannes taufen lassen. Er steigt hinab in die dreckigen Wasser des Flusses Jordan. Dreckig, nicht in erster Linie durch Schlamm, sondern dreckig auf Grund der Sünden der Menschen, die symbolisch durch das Wasser abgewaschen werden. Jesus taucht ganz in diese menschliche Realität hinein. Er, der ohne Sünde war, macht ganz bewusst die Erfahrung der Sünde. Jesus musste nicht zur Umkehr aufgerufen werden, sondern tat diesen Schritt für die Menschen, auch für uns.
In Jesus kommt uns Gott entgegen
Sünde ist Handeln, das uns von Gott trennt, das uns von ihm entfremdet. In Jesus kommt Gott uns Menschen so weit entgegen, dass er uns selbst dann nahe sein kann, wenn wir uns eigentlich von ihm entfernen. Durch seine Taufe im Jordan zeigt Jesus, dass er sich auf den Weg zu uns macht. Er ist kein ferner Gott. Er ist kein Messias, der sich auf Reden beschränkt. Jesus handelt in konkreten Zeichen: Gott kommt euch entgegen. Wer sich auf den Weg zur Umkehr macht wird feststellen, dass Gott längst da ist. Jesus selbst reicht uns die Hand zur Versöhnung. Das einzige, was wir tun müssen, ist es, seine Hand zu ergreifen.
Jesus war ohne Sünde und genau deshalb kann er unsere Sünden auf sich nehmen und uns von ihnen und der Schuld befreien. Der Apostel Paulus drückt das in einem auf den ersten Blick etwas merkwürdigen Satz aus: „Gott hat Jesus, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (vgl. 2 Kor 5, 21). Gott lässt sich nicht von unserer Sünde abschrecken, im Gegenteil. Gott kommt uns ganz bewusst genau in dem entgegen, was uns von ihm trennt. Denn genau da will er uns Befreiung und Erlösung schenken. Genau da will er uns seine liebende Umarmung spüren lassen.
Gib Gott ein Zeichen
Auf was warten wir also noch? Jeder neue Tag – und sei er noch so alltäglich und gewöhnlich – kann ein Moment der Begegnung mit Jesus und somit der Erlösung werden. Jesus ist nicht gekommen, um die perfekten Menschen zu belohnen, sondern um die Sünder zu befreien.
Das Fest der Taufe des Herrn will uns diese Befreiung spüren lassen. Und vielleicht kann das auch ein Anreiz sein, die Vergebung Gottes konkret zu spüren, z.B. durch das Sakrament der Versöhnung. Gib Gott ein Zeichen, dass Du seine Erlösung empfangen möchtest! Lass dich von Jesus befreien!
Autor und Sprecher: Patrick Vey OMI