Mein Neujahrvorsatz: Wasser in Wein verwandeln

Seien wir doch ehrlich: Gute Vorsätze kann man meistens gleich lassen. Oder gibt es doch eine Idee, sie wirklich durchzuhalten?

Hast du deine guten Vorsätze für das neue Jahr schon gefasst? Und hast du sie auch schon wieder aufgegeben?

Ich müsste auch mal

Die meisten Menschen überlegen beim Jahreswechsel was sie anders machen könnten. Und die meisten geben das schon nach den ersten Wochen wieder auf. Ganze Geschäftsmodelle leben davon. Ein Freund, der regelmäßig ins Fitnessstudio geht, berichtet mir vom gleichen Phänomen alle Jahre wieder: Ab Januar füllt sich sein Fitnessstudio mit Menschen, die schlanker, fitter oder muskulöser sein wollen. Die kämpfen sich dann einige Wochen an den Geräten ab und schließen dafür häufig einen Jahresvertrag ab. Man ist ja optimistisch. Spätestens im März ist dann aber wieder Ruhe und das Studio wird von den gleichen Leuten bevölkert, die auch schon im Dezember da waren. Der Betreiber aber verdient mit den Neujahrsbegeisterten noch ein ganzes Jahr Geld.

Wieso ist das so? Sind wir wirklich alle so willensschwach, dass wir nicht in der Lage sind, unsere Vorsätze einzuhalten? Oder entsprechen unsere Vorsätze vielleicht eher nicht dem, was wir wirklich wollen, brauchen oder können? Bleiben wir beim Fitnessstudio: Die Leute wollen schlanker, fitter oder muskulöser werden. Aber wieso? So fett sind die meisten von uns gar nicht. Und die meisten fühlen sich in ihrem Körper auch relativ wohl; kleine Abstriche sind ja erlaubt. Das Ziel entspricht uns also häufig gar nicht. Und deswegen ist auch kein Biss dahinter.

Getrieben

Die Schriftlesungen für den kommenden Sonntag verweisen darauf, dass es auch anders gehen kann. „Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten“, donnert der Prophet Jesaja. Jesaja ist keiner der nur einen Vorsatz hat, den er vielleicht oder vielleicht auch nicht ausfüllen möchte. Jesaja ist ein Getriebener. Er will nicht schweigen; er kann nicht schweigen! Er sieht die Not seines Volkes, die Ungerechtigkeit, die herrscht. Das kann er nicht ertragen. Und auch Gott treibt ihn. Denn er hat ihm den Auftrag gegeben sich gegen diese Ungerechtigkeit zu stemmen.

Psychologisch gesehen hat Jesaja eine starke Weg-von-Motivation: das Elend muss aufhören. Aber er wird auch noch durch etwas anderes getrieben: nämlich die Gabe Gottes, die Gabe der Prophetie, die es ihm auch ermöglicht, zu reden.

Gnadengabe

Das verweist uns auf den zweiten Schrifttext, der am kommenden Sonntag gelesen wird: der Korintherbrief: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott.“ Der Apostel Paulus entwirft das Konzept einer Gemeinschaft, in der die verschiedenen Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten zusammenwirken. Die arbeitsteilige Gesellschaft, die gibt es nicht nur außerhalb der Kirche. Auch Gott teilt seine Gnadengaben den Menschen in unterschiedlicher Weise zu. Die einen können besser lehren, die anderen Kranke heilen, wieder andere können die Geister unterscheiden und gesunde Urteile fällen. All diese Eigenschaften sind aber nicht für sich selbst da. Die Gnade treibt den Menschen dazu, ihre Gabe in den Dienst der anderen zu stellen.

Neujahrsvorsatz Ade

Auf welche Situation, die in diesem Jahr auf dich zukommen wird, kannst du eingehen? Eine Herausforderung, die dich wirklich beschäftigt, über die du nicht hinwegsehen kannst und willst. Und bei dir du deine Gaben einsetzen kannst. Heute ist Montag, der 10. Januar. Noch Zeit genug, die alten Vorsätze von Neujahr über Bord zu werfen und rauszufinden, was dich wirklich antreibt. Und wann die Zeit deiner Gaben gekommen ist.

Text und Ton: Maximilian Röll

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