Digital abtauchen – einfach in der Welt leben, die sich durch das Handy bietet. Solche Leute können einen aufregen – sie sind nicht richtig da und doch vor Ort. Doch sie stellen uns in Frage: Welchen Raum geben wir Ihnen? Wer oder was bindet mein Interesse?
Wir leben in einer digitalen Informationsgesellschaft. Dieser Wirklichkeit kann sich fast niemand entziehen. Kaum eine Gesprächsrunde, in der nicht jemand offen oder diskret im Netz unterwegs ist. Kaum eine kurze Pause, wo nicht eben Daten gecheckt werden. Die digitale Welt um uns kennt weder Pause noch Schlaf. So erfreulich das fürs Beschaffen von Informationen ist, so störend kann es im Miteinander sein. Wenn sich z. B. in einer Familie das Gefühl einstellt, das einer digital abtaucht, dass sich das Leben desjenigen ganz woanders abspielt.
Lebst du hier?
„Hey, lebst du hier oder wohnst du nur hier?“ wäre dann eine etwas genervte Frage an den Abtaucher. „Habe ich hier meinen Platz zum Leben?“ könnte die Gegenfrage sein. Denn nur, wenn ich meinen Platz habe, kann ich diesen auch einnehmen. Nur wenn meine Fragen und Bedürfnisse ernst genommen werden, bin ich bereit, mich einzubringen. Sonst gehe ich dahin, wo ich gefragt bin und wo man mit mir spricht.
Wie oft bin ich besetzt?
Ein nüchterner Blick auf unsern Alltag, seine Begegnungen und Anforderungen gibt dem digitalen Abtaucher vielleicht sogar recht. Wie oft bin ich besetzt? Der andere darf mich nicht stören, weil mir sonst die Zeit wegläuft oder weil mir jetzt was anderes wichtiger ist. Dabei bleibt das Zuhören auf der Strecke. Das Ganze bekommt noch ein besonderes Gewicht, wenn es sich um wichtige Fragen, um sensible Themen handelt, die weit über Daten und Infos hinausgehen. Manchmal frag ich mich schon, ob in meinem Lebensumfeld dafür Raum ist, ob ich hier gut und verantwortlich über solche Angelegenheiten sprechen kann.
Für wen hältst du mich?
Jesus richtet eine anspruchsvolle Frage an seine Jünger. „Für wen hältst du mich?“ – wir kennen die Antwort: Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes. Wir wissen auch, dass dieses Bekenntnis Petrus einmal zum Märtyrer machen wird. ‚Für wen hältst du mich?‘ ist keine Grußformel, keine Floskel. Jesus fragt danach, wie ich zu ihm stehe, wie meine Beziehung zu ihm ist. Diese Frage ist mit einer verlegen aufgesagten Katechismusformel nicht wirklich beantwortet. Und die Antwort auf diese Frage wandelt sich im Laufe des Lebens: Möglicherweise bin ich jahrelang mit dem Guten Gott unterwegs, der irgendwie fraglos gut und groß ist. Wunderbar, ein Anfang! Meistens kommt der „liebe Gott“ in der Pubertät unter die Räder, dann wird’s schwieriger. Eine für mich einschneidende Veränderung war die Erkenntnis, dass Gott Interesse an meinem Leben hat – und zwar zu einem Zeitpunkt als ich es für ziemlich verdreht und verkorkst hielt.
Gott hat Interesse an mir
Gott hat Interesse an meinem Leben. Wunderbar, auch ein Anfang, ein Neuanfang. Und zwar einer, der mich nicht mehr losgelassen hat und zu vielen weiteren Entdeckungen geführt hat. Für mich steht fest: Jesus, du bist wunderbar! Immer. – Am Anfang, in der Mitte, am Ende. Immer bist du groß und gut! Immer bist du wach und interessiert an meinem Leben. In deinem Herzen, Jesus, ist Raum für mich. Immer.
Autor und Sprecher: Burkhard Rottmann OMI
Hi Burkhard, schöne Überlegungen! Danke! Ich erinnere mich an unsere Gespräche! Konrad Hamera