Wenn Gott existiert, dann hat alles einen megakrassen Sinn

Koffer packen und das Leben verändern – Heute erzählt Theresa Rautenberg von ihrem Schritt aus dem Medizinstudium ins Vornoviziat der Oblatinnen nach Spanien. Sie spricht über das, was sie bewegt hat und was ihr schwerfällt, welche Befürchtungen und Hoffnungen sie bewegen.

Hallo und herzlich willkommen zu unserem Podcast. Heute spreche ich mit Theresa Rautenberg. Sie stammt aus der Nähe von Frankfurt, ist 25 Jahre alt und lebt jetzt in Spanien als Vornovizin bei den Oblatinnen.

Theresa, du hast Medizin studiert und wolltest Ärztin werden, jetzt bist du auf dem Weg zur Oblatin, wie kommt dieser radikale Wechsel?

Für mich war das eigentlich gar kein so radikaler Wechsel. Für mich gab es einen Moment in meinem Leben, in dem mir klar war, dass es genau zwei Möglichkeiten gibt: entweder Gott existiert oder er existiert nicht. Wenn er nicht existiert, dann ist all das, was wir denken, irgendwelche elektrische Verbindungen an Synapsen und all das, was wir fühlen irgendwelche Hormone in unserem Körper. Und dann – ehrlicherweise – macht das Leben für mich gar nicht so besonders viel Sinn. Wenn Gott aber existiert, dann hat alles einen megakrassen Sinn, aber dann bedeutet das auch für mich, dass ich mit allem, was ich habe ganz für ihn leben muss.

Also war Berufung zum Ordensleben für dich ein naheliegender Gedanke?

Berufung, Ordensleben, Ordensschwester werden – das waren für mich am Anfang Begriffe, die für mich mit sehr viel Angst verbunden waren, mit einem Gefühl von „Freak-Sein“. Das hat was damit zu tun, dass ich in einem ziemlich säkularen Umfeld aufgewachsen bin, in dem das in meinem Horizont einfach nicht drin war. Die einzigen Ordensschwestern, die ich kannte, vom Sehen, waren ungefähr 80 Jahre alt und waren nicht unbedingt das, was ich mir für meine Zukunft vorstellen wollte. Es war dann ein langsamer Prozess, sich daran zu gewöhnen und zu sehen, dass Ordensschwester sein auch etwas sein kann, was man mit 25 in Angriff nehmen kann und nicht erst mit 80. Die Oblatinnen haben mir dabei sehr geholfen. Sie haben mir gezeigt, dass Ordensleben eben nicht bedeutet, dass man immer nur brav sein muss, den ganzen Tag betet, sondern dass man auch was verrücktes machen kann, dass man total viel lachen kann, dass man ins Kino gehen kann, dass man „normal“ ist.

Ist es dir denn schwergefallen, die Medizin aufzugeben?

Ich glaube, das kann ich mit einem ganz ehrlichen „Ja“ beantworten. Aber für mich hat es auch was Schönes, die Medizin aufzugeben für etwas, das mir noch wichtiger ist. Und auf der praktischen Ebene sehe ich auch ganz klar, dass Assistenzärztin und Vornovizin sein, nicht funktionieren würde. Außerdem hat mir auch keiner gesagt, dass ich nie als Ärztin arbeiten werde. Ich vertraue darauf, dass ein Gott, der mich liebt und der mir zwei dieser Wünsche in mein Herz gelegt hat, zwei Wünsche, die momentan vielleicht auch manchmal gegensätzlich erscheinen, dass der die Macht hat und es auch eines Tages machen wird, diese beiden Wünsche zu erfüllen, aber eben nach seiner Weise und nach seiner Zeit.

Und warum sind die Oblatinnen die richtige Gemeinschaft für dich?

Die Oblatinnen? Ich erinnere mich noch gut daran, als Jens mir eines Tages bei Exerzitien für Jugendliche sagte: „Also, ohne jetzt groß Eigenwerbung machen zu wollen, da gibt es in Spanien eine Oblatin, die heißt Schwester Katharina und die hat auch Medizin studiert. Ob du dich vielleicht mal mit ihr unterhalten möchtest?“ Ich dachte so: „Naja, schaun mer mal.“ Aber für mich war es dann sehr wichtig, eine junge Ordensgemeinschaft kennenzulernen. Ich glaube, das Bild, das ich in Deutschland hatte, war dass Ordensschwestern alle 80 Jahre alt sind und mit ihrem Leben abgeschlossen haben und das wäre für mich sicher nie in Frage gekommen. Als ich dann das erste Mal in Spanien war, hatte ich ganz klar das Gefühl, ich kann hier glücklich werden.

Verrätst du uns, was dir schwer fällt?

Ich glaube, ich hab viele Ideen und denke ganz häufig „Man müsste doch eigenlich!“ Aber im Gemeinschaftsleben ist das nicht immer so, im Gemeinschaftsleben ist es eben so, dass es nicht nur darauf ankommt, was ich gerade denke, was man noch müsste, sondern was die Gemeinschaft entscheidet, was gemacht wird. Und das hängt damit zusammen, Rücksicht auf alle zu nehmen. Und ganz klar: jetzt entscheiden andere, nicht ich.

Hast du einen Tipp für Menschen, die sich nicht sicher sind, was sie aus ihrem Leben machen wollen? Was motiviert dich, deinen Weg zu gehen?

Jesus. Darauf vertrauen, dass er bei mir ist, dass er diesen Weg mit mir geht. Ich glaube, was sehr hilft ist, jemanden an der Seite zu haben, mit dem man reden kann. In der Kirche nennen wir das Geistliche Begleitung und das würde ich sagen, hat mir sehr geholfen, dass man die Gedanken, die man im Kopf hat, mit jemand anderem ordnen kann.

Das Gespräch führte Jens Watteroth OMI

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