„Ich tue niemanden etwas Böses, ich bin kein Ausbeuter“ – echt jetzt? Es ist ein Unterschied, jemandem nichts Unrechtes anzutun oder ihn gut zu behandeln. Niemand hält zu Hause einen Sklaven, aber sind wir sicher, dass alle Produkte, die wir einkaufen auch unter menschenwürdigen Bedingungen produziert sind?
Fremde Arbeitnehmer nicht ausbeuten
Jeden Tag klingeln sie an irgendeiner Tür. Sie bringen Pakete von Onlinehändlern, Versandhäusern oder der Verwandtschaft. Manchmal sehr freundlich, manchmal genervt. Viele können nicht so gut Deutsch. Aber in Eile sind sie immer. Mit ihnen tauschen möchten wohl die wenigsten. Meist schlechtbezahlt, immer unter Zeitdruck und dann noch mit Kunden reden müssen, deren Sprache man nur unzureichend spricht.
Einheimische kann man kaum unter den Paketboten finden. Ebenso sucht man sie auf dem Bau oder in Schlachthöfen vergeblich. Beim Gedanken daran welche Arbeiten wir an Ausländer abtreten, sollten wir gut überlegen: „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen“, mahnt schon die Bibel im Buch Exodus (Ex 22,20).
Gott hält zu den Schwachen
Im zweiten Buch des Alten Testaments spricht ein ganzer Abschnitt von der Ausbeutung der Schwachen. Der Text macht ziemlich nervös: Er nutzt kraftvolle und starke Bilder, um die Sorge Gottes um die Schwachen ins Wort zu bringen. Er wirft allerdings auch Fragen auf: Wo stehen wir? Sind wir Menschen, die andere unterdrücken oder zumindest ungerechte Strukturen billigend in Kauf nehmen?
In dem Bibel-Text geht es um gesellschaftliche Grundwerte und Ordnung: „Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen“ (Ex 22,20 und Ex 23,9).
Dieser Satz begründet die soziale Grundhaltung mit dem Blick auf die eigene Geschichte Israels. Es geht deshalb nicht nur um ein Gesetz darüber, wie ein Fremder zu behandeln ist, sondern um Werte wie Milde und Rücksichtnahme. Es ist ein Unterschied, ob wir jemandem einfach nichts Unrechtes antun oder wir milde und rücksichtsvoll sind. Niemand von uns hält zu Hause einen Sklaven, der für ihn arbeiten muss. Aber sind wir sicher, dass alle Produkte, die wir günstig einkaufen auch unter menschenwürdigen Bedingungen produziert werden?
Globale Rücksichtnahme
„Gott wird uns nach der Liebe richten, danach, wie sehr wir ihn in unseren Brüdern und Schwestern geliebt haben, vor allem den Schwachen und Notleidenden“, sagt Papst Franziskus. Und diese Brüder und Schwestern leben nicht nur in unserem eigenen Land, sie leben auf der ganzen Welt. Im Blick auf diese Menschen und ihre Lebenssituation schadet etwas Unruhe und Nervosität sicher nicht, denn nur so kann sich etwas ändern. Vielleicht spüren wir diese Unruhe beim nächsten Einkauf. Muss es wirklich das T-Shirt für 4 Euro sein, das unter menschenunwürdigen Bedingungen genäht wurde? Oder die Schokolade, die zwar billig ist, aber bei deren Kakaoernte Kinder ausgebeutet wurden, anstatt in die Schule zu gehen? Was wir brauchen ist eine wirklich globale Rücksichtnahme. Eine, die in Afrika, Asien und Lateinamerika wirkt und die beim Einkauf im Supermarkt oder im Onlinehandel anfängt.
Die Arsch-Hoch-Challenge des Tages:
Wenn du heute einkaufen gehst, achte bewusst darauf, was du kaufst. Frag dich unter welchen Bedingungen das Produkt erzeugt wurde. Solltest du selber nicht unter solchen Bedingungen arbeiten wollen, wäre es an der Zeit über Alternativen nachzudenken.
Raus aus den Federn, rein in die Challenge – ist ja schließlich Fastenzeit.
Autor: P. Christoph Heinemann OMI
Sprecher: Sebastian Veits