Pater Norbert Wilczek hat bei den Oblatenmissionaren einen besonderen Job: Er ist “Novizenmeister” – also quasi der Ausbildungsleiter des Ordens. Er begleitet alle, die sich auf den Weg machen, Oblate zu werden. In dieser Podcastfolge erzählt Norbert von seiner Aufgabe – von den schönen Seiten und von den größten Herausforderungen.
Hallo am Donnerstag und hallo, lieber Norbert. Das Gespräch heute mit dir ist der Abschluss eines kleinen Themenblocks, den wir hier verfolgt haben: In den letzten Wochen ging es um Berufungen. Viele Oblaten haben mit uns über ihren Glaubensweg gesprochen und bringst jetzt nochmal eine andere Perspektive mit – du bist Novizenmeister und verantwortest quasi die Ausbildung zum Oblate-Werden . Was genau ist deine Aufgabe?
Zunächst einmal bin ich Leiter dieser Institution Noviziat. Ich habe ein Team um mich herum, noch zwei weitere Oblaten, die mit mir gemeinsam für die Ausbildung der Novizen verantwortlich sind. Es geht darum: Wie sieht die Woche aus? Der Tagesablauf? Denn das Noviziat ist eine sehr strukturierte Zeit. Der zweite, vielleicht noch wichtigere Aspekt, ist die Begleitung der Novizen. Ihnen dabei zu helfen, in das Ordensleben hineinzuwachsen, Gespräche mit Ihnen zu führen. Und der dritte Aspekt ist natürlich auch der Unterricht. Also in verschiedenen Bereichen. Es geht um das Gebetsleben; es geht darum, was versteht man unter den verschiedenen Gelübden? Die Ordensgeschichte, Spiritualität – also es gibt eine Fülle von Themen, über die man im Noviziat auch spricht.
Seit wann bist du Novizenmeister?
Seit dem 7. April 2013. Ich war zu dem Zeitpunkt schon 1,5 Jahre in Hünfeld und hatte einige unserer Studenten begleitet, die damals in Fulda die Fakultät besucht haben.
Was würdest du sagen, was ist die größte Herausforderung an dieser Aufgabe?
Es ist wichtig, dass ich als Novizenmeister Zeit habe für die Novizen; dass ich nicht völlig ausgeplant bin. Denn wenn ich mir Zeit frei lasse, ist die Versuchung groß, dass ich mir da immer etwas anderes rein packe…
Und was ist das Schönste an dieser Berufung?
Das eine ist, dass ich mit meist jungen Menschen arbeiten darf, die begeistert sind für Christus und die Kirche und die etwas erreichen wollen. Und es macht große Freude zu sehen, welche Entwicklung da von statten geht. Ich hab manchmal den Eindruck, man kann denen beim Reifen und Wachsen zusehen. Und der andere Aspekt ist, dass es auch für mich eine fruchtbare Zeit ist. Wenn ich Unterricht halte über bestimmte Themen, dann ist das auch für mich immer wieder eine Erneuerung – wie ein zweites, drittes oder viertes Noviziat. Und deswegen bin ich sehr dankbar, dass ich diese Aufgabe machen darf.
Wir alle haben den Missbrauchsskandal mitbekommen und ich weiß, dass er auch viele Oblaten sehr beschäftigt und mitgenommen hat. Hatte (oder hat) das auch Einfluss auf die Ausbildung? Wie geht ihr zum Beispiel mit dem Thema „Enthaltsamkeit“ um?
Natürlich hat auch der Missbrauchsskandal Einfluss auf die Ausbildung, denn dieses Thema ist viel viel präsenter als es vorher war. Es bedeutet natürlich zum einen, dass ich erst einmal selbst für dieses Thema sensibilisiert werde und auch dass die Novizen zu diesen Themen fortgebildet werden. Aber das Thema Enthaltsamkeit nimmt auch unabhängig von der Missbrauchsfrage einen großen Raum im Noviziat ein. Denn die Ordensgelübde Keuschheit, Armut und Gehorsam bedeuten ja letztendlich, dass ich enthaltsam lebe von Geld, Macht und Sex. Die Frage nach der Sexualität darf natürlich nicht ausgeklammert bleiben und wird deshalb auch angesprochen.
Mal weg vom Missbrauchsskandal: Hat sich die Art der Ausbildung in den letzten Jahren verändert? Die Welt verändert sich ständig – „Oblate werden“ auch?
Ja, da gibt es natürlich verschiedenen Aspekte. Dadurch, dass früher viel mehr Kandidaten da waren, hat man früher oft hauptsächlich darauf geachtet, dass Regeln eingehalten werden. Natürlich gibt es auch heute Regeln. Aber man hat durch die individuellere Begleitung auch die Möglichkeit, die Novizen dahin zu führen, dass sie nicht einfach nur Regeln einhalten, weil die Regel da ist – sondern, dass sie wirklich verstehen, worum es dabei geht. Ein weiterer Aspekt, der sich sehr stark verändert hat, ist der Umgang mit Medien. Zu meiner Zeit war es etwas völlig neues, dass man einen Computer mit ins Noviziat bringt. Das war vorher nicht erlaubt. Natürlich ist es vielleicht nicht so einfach, wenn ich eigentlich ein etwas zurückgezogeneres Jahr leben möchte , dann in den freien Zeiten mal nicht zum Handy zu greifen. Aber auch das ist ein Lernprozess.
Das Gespräch führte Christina Wilkes.